In „Stand der Dinge“ – so der lokalisierte Name des am 18. Juni in Deutschland angelaufenen Polit-Thrillers „State of Play“ – besetzt Russell Crowe die Rolle eines Reporters, der im Zuge seiner Recherche über den Mord an einer Abgeordnetenassistentin die hollywood-übliche Verschwörung bloßlegt.
Doch es soll hier nicht um den Film gehen, interessanter scheint mir ein Interview (SpiegelOnline), das Crowe vor dem Hintergrund seiner Reporterrolle gab und sich darin mit Medien und dem Beruf des Journalisten auseinandersetzte. Aufgrund seines Daseins als Schauspieler, Interviewpartner und Person des öffentlichen Interesses gibt Crowe nämlich seine persönlichen Erfahrungen mit den Medienvertretern wieder. Und spart dabei nicht an Kritik…
Egal ob Heinz von Foerster Russell Crowe ein Begriff ist oder nicht, er kommt zum gleichen Schluss, allerdings etwas derber verfasst:
„Zu glauben, dass ein Journalist immer der Objektivität verpflichtet sein könne, ist einfach Bullshit. Wir haben alle unsere Fehler und Vorlieben […]“ Dennoch hält er den Journalismus an sich für eine „im Kern noble Profession“, sie müsse nur ernst genommen und selbstkritisch angegangen werden, auch wenn dies eine zeitintensivere Auseinandersetzung und Korrektur des eigenen Artikels erfordere. Dies erscheint jedoch halbherzig, da er quasi im gleichen Atemzug Zeitdruck (und alkoholisierte Redakteure, schön verpackt als Konsumenten „flüssigen Mittagessens“!) als Qualitätsvernichter 1. Ordnung anführt, ohne seinerseits einen Lösungsvorschlag für dieses Dilemma anzubieten.
Auch die Verwässerung und Kommerzialisierung der Berichterstattung prangert Crowe an:
„Nachrichten sind seit Jahrzehnten sukzessive trivialisiert worden. Es wurde zugelassen, dass die Grenze zwischen Fakten und Unterhaltung verschwamm, um höhere Auflagen oder bessere Quoten zu erzielen.“ Darin sieht Crowe eine besorgniserregende Entwicklung, die er als „Gift des Zynismus“ bezeichnet und gerade die Berichterstattung über Menschen „seiner“ Branche mit Halbwahrheiten und ungeprüften Fakten anfülle, was, so der düstere Ausblick, auch irgendwann den Präsidenten betreffen könne und schlussendlich in einer Generation münde, „die Nachrichten nicht mehr komplett vertrauen kann, weil sie an Trivialität gewöhnt wurde“.
Doch sieht Russell Crowe auch Hoffnung für den faden Eintopf aus Klatsch und Tratsch, genährt von keinem geringeren als Obama selbst. Optimismuswelle und Change also, auch für Hollywood und entgegen der Annahme des Interviewers nicht in Richtung finanzkrisen-befeuerten Eskapismus, sondern hin zur Abwechslung für das überfütterte Publikum, das es satt hat, „mit trivialen Häppchen gefüttert zu werden“.
Was haltet ihr von diesen Äußerungen? Öl ins Feuer der ewigen Flamme der Qualitätsdebatte oder ein nachvollziehbarer Trend in der Medienlandschaft? Habt ihr auch die Schnauze voll von trivialen Häppchen? Dann kommentiert es euch von der Seele 😉
Allerdings bleibt abzuwarten, inwiefern der Film nun einen kritischen Blick auf Journalismus und Politik wirft…der Trailer ist (vorsichtig ausgedrückt) nicht sonderlich tiefgreifend und wirkt klischeebehaftet („Good reporters don´t have friends, only sources“)
offizieller Trailer auf YouTube
Quellen:
Schauspieler Russell Crowe – „Das Gift des Zynismus breitet sich aus“ (Roland Huschke, SpOn)
„State of Play“ @ IMDb
Meiner Ansicht nach ein spannender Film, der ohne Zweifel ansatzweise zeigt, was Crowe in dem Interview anprangert. Klar, es ist Hollywood und irgendwie waren die Charaktere alles Stereotypen: Da gabs den etwas übergewichtigen, ungekämmten Journalisten, seine hübsche, junge Assistentin und seine kühle und erfolgshungrige Chefin, der es mehr um Redaktionsschlüsse und Auflagenzahlen, als intensive Recherche geht. Trotzdem wars ein extrem spannender Film, der zwar dialogreich aber umso intensiver war.
Und zu deiner Aussage „Öl ins Feuer…“: Ich weiß ja nicht genau, wie das in Wirklichkeit ist, aber ich kann mir vorstellen, dass gerade ein Schauspieler, der ja mit allem ständig in den Medien vertreten ist, es beurteilen kann, wenn mit Information fahrlässig und schlampig umgegangen wird. Gerade in Crows Umfeld ist ja nicht wirklich wichtig, was tatsächlich war, sondern wonach es womöglich ausgesehen haben könnte. Interpretationsspielräume werden hier weiträumig gefasst und um eine objektive Berichterstattung ist es doch Klatsch-Reportern nie gelegen. Vielleicht ist es vermessen, wenn er sich Kritik an dem Berufsstand herausnimmt, ich könnte mir aber dennoch vorstellen, dass er sich durch seine negativen Erfahrungen dazu berechtigt fühlt.