KodexVZ

Um den „Kinder- und Jugendschutz, den Verbraucherschutz und den Datenschutz bei der Nutzung von Social Communities in Deutschland zu verbessern“ haben sich die Betreiber von wer-kennt-wen.de, Lokalisten.de, Studi-, Schüler- und MeinVZ im Verein FSM (Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter) zusammengefunden und einen 17-seitigen Verhaltenskodex formuliert.

So sollen vor allem Kinder eindeutiger auf Einstellung zur Wahrung der Privatssphäre hingewiesen werden, die AGBs (insbesondere bei StudiVZ kritisiert) verständlicher formuliert werden. Auch soll von nun an die komplette Löschung eines bereits angelegten Profils ermöglicht werden, sowie die Erfassung von Profilseiten durch Suchmaschinen ausgeschlossen werden können. Letzteres soll für Kinder unter 16 Jahren verpflichtende Einstellung werden, die nicht aufgehoben werden kann. Weitere Maßnahmen beinhalten Blacklists (Wortlisten mit verbotenem Inhalt) um unerlaubte Namensgebung zu verhindern, sowie prominent platzierte „Melden-Buttons“, um fragwürdige Profile vom Betreiber prüfen zu lassen.

Nun liest sich das ersteinmal ganz schön, doch werden bereits kritische Stimmen laut:

Gerade weil die Betreiber der werbefinanzierten Plattformen bei der Vertreibung ihrer Reklame von einer Opt-In-Option absehen und weiterhin am streitbaren Opt-Out-Prinzip festhalten, wird von Inkonsistenz der Aufklärungskampagne gesprochen.
Die Klausel „Keine Weitergabe von Daten an Dritte“ wird dagegen als Heuchelei bezeichnet, gehören die Plattformen selbst meist Großunternehmen wie Verlagsgruppe Holtzbrinck (…VZ-Reihe), ProSiebenSat1-Media (seit Mai 2008 90% Beteiligung bei Lokalisten.de) oder RTL interactive (wer-kennt-wen.de, knuddels.de) denen die Eigennutzung der personenbezogenen Daten weitaus mehr einbringt als deren Verkauf.

Ob es sich nun um geschickte PR oder wegweisende web2.0-Ethik handelt ist unklar, Fakt sind aber das leichte Umgehen von Alterskontrollen und ein finanziell geprägtes Handlungsinteresse.

via heise.de

Quellen:
Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter

SpiegelOnline: Studenten protestieren gegen das SchnüffelVZ
netzwertig.com: RTL übernimmt „Volksnetzwerk“ wer-kennt-wen.de

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5 Gedanken zu „KodexVZ

  1. Ein solcher Verhaltenskodex, wenn er denn nicht als PR-Mittel angelegt ist, kann ein erster Schritt in die richtige Richtung sein. Wichtiger fände ich jedoch eine bessere Medienkompetenz auf Seiten der Nutzer. Was wirklich mit den, oft sehr freizügig, preisgegebenen Daten passiert, dürfte wohl den wenigsten bekannt sein. Schlimmer noch: Viele interessieren sich noch nicht ein mal dafür.

  2. Ich denke auch, dass ein Kodex ein guter Anfang sein kann. Wenn er auch vielleicht eher ein PR-Mittel ist, sind es trotzdem ein paar Verbesserungen für die Nutzer, die damit (werbewirksam?) durchgesetzt werden. Dass das Alter aber im Endeffekt nicht zu überprüfen ist, bleibt ein Problem, für das eine Lösung erst erfunden werden muss.

  3. Es gab ja in vielen Communities bereits Ansätze um Nutzer auf die Risiken, die aus der Preisgabe ihrer privaten Daten resultieren, hínzuweisen. Eine Möglichkeit ist z.B. das Einschicken des Personalausweises um den Nutzer zu „verifizieren“. Allerdings dürfen alle Anderen User, die dies nicht tun, die Plattformen auch uneingeschränkt weiter nutzen. Also ist das Ganze wenig effektiv.

    Dieser neuerliche Vorstoß nun, wird wohl einen ähnlichen Effekt haben. Wenn allerdings nur einige so dazu bewegt werden können, etwas behutsamer mit ihren Daten umzugehen, ist schonmal etwas erreicht worden. Immerhin!

  4. Ich finde auch, dass ein Verhaltenskodex ein guter Schritt sein kann. Ich sehe aber auch die Nutzer in der Verantwortung, die oft allzu leichtfertig mit ihren Daten umgehen und beispielsweise sehr unvorteilhafte Fotos in ihren Alben der Internetgemeinde zur Verfügung stellen.

  5. Es wäre besser, wenn man Jugendliche darüber informieren beziehungsweise aufklären würde, dass ihre persönlichen Daten in sozialen Netzwerk missbraucht werden können.

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