Gezwungene Linearität

?bseits der anscheinend häufiger diskutierten Frage nach der inhaltlichen Qualität von Medienprodukten, liegt eine Reihe von technischen Voraussetzungen, die die Qualitätsdiskussion tangieren. Die technische Beschaffenheit einer Informationswebsite ist beispielsweise ein Merkmal, das nicht nur sehr schnell auffällt, sondern auch direkte Implikationen für ihre Nutzung hat.

Im Zusammenhang mit den Werbeeinnahmen solcher Seiten werden oft gezielte Manipulaitonen vorgenommen, die die Page-Impressions künstlich erhöhen. Mehr Page-Impressions — mehr potentielle Kunden. Mehr potentielle Kunden — mehr interessierte Werbetreibende.

Ein genauso wirksames wie einfaches Verfahren sieht hierzu vor, die Möglichkeit zum Öffnen eines Links in einem neuen Browser-Tab zu verhinden. So kann der Nutzer, der sich die Schlagzeilen anschaut und entscheidet, was gelesen wird, das Ausgesuchte nicht mehr „auf Vorrat“ öffnen, sondern er muss nach jedem bearbeiteten Link auf die Startseite zurück. Er wird quasi in eine Linearität hinengezwungen, die die Besuche auf die Homepage steigert und diese attraktiver für Werbekunden wirken lässt.

Nun ist bei einer solchen Vorgehensweise scharf zu kritisieren, dass es sich bei den dabei entstehenden Besucherzahlen um eine weitaus trügerische Größe handelt. Der zurück auf die Startseite gelandete Nutzer schaut sich wohl kaum wieder die Werbung an, sondern sucht — nicht unwesentlich irritiert — nach dem „Abbruchslink“, um den Orientierungs- bzw. Informationsprozess an der Stelle fortzusetzen. Das Fehlen einer essentiellen Funktion fällt sehr schnell negativ auf, sodass der Schaden vom enttäuschten Publikum bestimmt ernster ausfällt als ein paar verlockte Investoren.

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