ShortFormPost

In Zeiten einer Krise ist Sparsamkeit geboten, die — je nach Art der Krise — in diversen Ressourcenkürzungen bestehen kann. Ist die, mittlerweile global gewordene, wirtschaftliche Verknappung ein relativ aktuelles Phänomen, so lässt sich die moderne Gesellschaft seit Jahrzehnten durch einen omnipräsenten Zeitmangel charakterisieren.

Auf die Mediennutzung angewandt und durch die Informationsüberfülle von RSS-Feeds & Co. zugespitzt, stellt dieser Mangel dringende Anforderungen an den Journalismus. Es geht um Selektion, besser: Reduktion durch Selektion.

Und Klarheit.

Es geht darum, sich kurz zu fassen, denn der gelangweilte Leser/Hörer/Zuschauer gibt dir keine zweite Chance. Was ist mit diesem Artikel? In über 500 Wörtern sagt er unwesentlich mehr als mit dem einfachen Lead. Konnte es nicht dabei bleiben?

Doch — allerdings in den USA, wo sich eine Gruppe entlassener Detroiter Journalisten um den jungen Ernie Smith die Aufgabe zu eigen gemacht hat: „Writing a little. Saying a lot.“. Eine solche Informationsaufbereitung ist nicht leicht vollzogen, bringt aber einen ganz besonderen Mehrwert für den Nutzer: die Möglichkeit, sich innerhalb von Sekunden eine Neuheit anzueignen. Ob diese durch die entsprechend verlinkte Quelle auch vertieft wird, wird dann zu einer gesonderten, interessenabhängigen Entscheidung des Lesers.

ShortFormBlog treibt keine eigenrecherchierte Publizistik. Dennoch können viele Medienriesen von seiner zugänglichen Orientierungsfunktion, seinem prägnanten Schreibstil und nicht zuletzt vom sauberen Webdesign lernen.

Im Gesamtbild der heutigen Medienlandschaft kann man die Initiative als Plädoyer für die Wahrnehmung und Befriedigung der eben genannten Qualitätsanforderungen verstehen, und zwar solange die Grenzkosten der Rezeption ihren Grenznutzen so unverschämt übertreffen.

Habe ich jetzt vielleicht selbst zu viele Worte darüber verloren?

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3 Gedanken zu „ShortFormPost

  1. Ich habe mir den ShortFormBlog mal genauer angesehen und denke, dass das Konzept durchaus Erfolg haben kann. Grade wenn dem Mediennutzer wenig Zeit zur Verfügung steht, ist es ihm innerhalb weniger Sekunden möglich, sich einen Überblick über die wichtigsten Themen der täglichen Medienagenda zu schaffen. Vor allem das Layout der Seite, auf der einen die Headlines im Prinzip sofort „anspringen“ hebt sich von Nachrichtenseiten mit eher „klassischem“ Outfit ab.
    Für einen Vorteil halte ich außerdem, dass die Quellen von verschiedenen Seiten zusammengetragen werden, um so das Themenspektrum und die Sichtweisen zu erweitern.

  2. Mir gefallen sowohl Konzept als auch Aufmachung. Ich erfahre die wichtigstens Aspekte und kann schnell entscheiden ob ich mich zum Thema weiter schlau machen möchte. Kein Ersatz für die klassischen Nachrichtenquellen, jedoch für Zwischendurch attraktiv.

  3. Auch ich habe mir das ShorfFormBlog soeben mal angeschaut – und ich muss sagen, dass ich es ziemlich enttäuschend finde. Zwar schreien einen tatsächlich Meldungen in riesiger Schrift an, aber die Information geht ja gegen Null. Diese kurzen ‚Mitteilungen‘, welche ziemlich zusammenhangslos dort stehen bringen mir wenig. Wenn man mehr wissen will und zur Quelle geht, dann hat man doch wieder einen längeren Artikel. Da bringt es zumindest mir mehr, mich durch eine Nachrichtenseite zu scrollen, wo ich wenigstens gleich noch den Lead lesen kann, der mir immerhin (hoffentlich) genug Informationen gibt um zu entscheiden, ob mich der Artikel interessiert, oder nicht.

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