Axel Springer Verlag als gutes Vorbild

Da hatte der Vorstand des Axel Springer Verlages doch einmal eine gute Idee – und überraschenderweise sogar eine, mit der er zur Erhaltung journalistischer Qualität beitragen und ein Vorbild für andere Verlage aus der Printmedienbranche sein kann.
Wie am Samstag der Spiegel berichtete, will die Axel Springer AG im kommenden Jahr sparen. Das allein ist in der momentan viel diskutierten „Medienkrise“ defintiv keine Ausnahme, allerdings will der Springer-Vorstand nicht an Mitarbeitern oder Journalismus sparen, sondern möchte stattdessen die von ihm organisierten und finanzierten Mediengalas, die für 2009 geplant waren, streichen. Darunter fallen, so der Spiegel, die Verleihung der Goldenen Kamera, der „Bild“-Medienpreis Osgar, die Ein-Herz-für-Kinder-Gala, das Goldene Lenkrad, der „Sport Bild“-Award und „etliche andere“ Veranstaltungen.
Obwohl derartige Galas natürlich eine hervorragende Werbung für die Organisatoren sein können und sie in den Fokus der medialen Aufmerksamkeit rücken, ist zu bezweifeln, ob diese Preisverleihungen wirklich wirtschaftlich rentabel sind – ganz abgesehen von der Frage nach ihrem Nutzen oder ihrem „Wert“ für die Medienkultur oder die Gesellschaft. Bei der gewaltigen Menge an „besonderen“ Medien-Events, die in regelmäßigen Abständen stattfinden, hört und schaut doch sowieso niemand mehr hin oder interesssiert sich für die Preisträger.
Insofern sollten sich andere Verlage in diesem Fall ein Beispiel an der Springer-AG nehmen und gründlich überdenken, an welcher Stelle Sparmaßnahmen sinnvoll sind und unnötige Geldverschwendung beenden können oder wo sie dem Journalismus und dessen Qualität abträglich sind.

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3 Gedanken zu „Axel Springer Verlag als gutes Vorbild

  1. Nun, bei der Ein-Herz-für-Kinder-Gala kamen laut Süddeutscher Zeitung am Wochenende Spenden im 2stelligen Millionenbereich zusammen.
    Außerdem sind in beiden Fällen – also bei Einsparungen bei den Fernsehgalas oder bei den Printprodukten – Menschen betroffenen denen es herzlich egal sein dürfte, ob jemand das jeweils andere Produkt als „qualitativ besser“ einstuft. Von daher sollte die Genugtuung darüber, dass „endlich mal an der richtigen Stelle gespart wird“ mit etwas mehr Zurückhaltung erfolgen.
    Zumal sich bei diversen Printerzeugnissen aus dem Hause Springer die Frage stellt, ob dort Einsparungen die Qualität wirklich noch ernsthaft hätten senken können.

  2. Mich erstaunt diese Entscheidung sehr, kann man doch die Vergabe von Medienpreisen als Werbung für sich selbst und damit als – unter ökonomischen Gesichtspunkten – essenziell für den wirtschaftlichen Erfolg betrachten.
    Nun traue ich den Entscheidungsträgern genug wirtschaftliches Geschick zu, diese Frage im Sinne des Unternehmes zu beantworten. Verstehen kann ich sie jedoch nur bedingt und obwohl ich persönlich von der mannigfachen Selbstbeweihräucherung der Branche nicht viel halte, finde ich es doch schade, dass im gleichen Zuge ausgerechnet eine wohltätige Veranstaltung wie die Ein-Herz-für-Kinder-Gala ausgesetzt werden soll. Das ist für mich Sparen an der falschen Stelle.

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