Integration im Fernsehen – der neue Tatort-Kommissar

Kopftuch und Döner – ein Klischee, dessen sich auch das Fernsehprogramm in seiner Darstellung ausländischer Charaktere bedient. Häufig werden gerade türkische Migranten in Serien und Filmen in ihre vorgefertigten Einwanderer-Rollen gezwängt.

Mit dieser Thematik hat sich heute auch spiegelonline.de in dem Bericht „Döner-Dilemma im deutschen TV“ auseinandergesetzt und mit dieser etwas markanten Überschrift meine Neugierde geweckt. Ausschlaggebend für diesen Bericht ist Mehmet Kurtulus als neuer Tatort-Kommissar. Bringt er den Wandel der Integration im deutschen Fernsehen? Hier wird die türkische Besetzung im Tatort zwar als Fortschritt gesehen, aber als Ausnahme abgestempelt.

„Fernsehen funktioniert wohl nur über Klischees“, wird Pegah Ferydoni zitiert. Sie ist Schauspielerin der Serie „Türkisch für Anfänger“, in der das türkisch-deutsche Zusammenleben mit typischen Vorurteilen ironisch dargestellt wird. Klischeehaft ist die „normale“ Rolle eines Fernsehkommissar definitiv nicht. Auch der Schauspieler Mehmet Kurtulus sieht es als einen Schritt nach vorne, er sagt selbst bei spiegel online: „Das höchste Maß an Integration ist Normalität.“

Ist Mehmet Kurtulus somit wirklich nur eine Ausnahme und bleibt das Konzept der Klischeedarstellung im Fernsehen bestehen? Vermutlich ja, aber meiner Ansicht nach hat die Entscheidung des NDR zu dieser Besetzung einen Stein ins Rollen gebracht und die Thematik der Integration in den Medien, mit der sich viele noch nie auseinandergesetzt haben, jedermann vor Augen geführt.

 

Quelle:

 http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,586370,00.html

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3 Gedanken zu „Integration im Fernsehen – der neue Tatort-Kommissar

  1. Ein interessante Neubesetzung, die es lohnt, in Zukunft beobachtet zu werden… davon abgesehen, sind die Tatort-Folgen der letzten Zeit ja sowieso bekannt dafür geworden, brisante Themen aufzugreifen bzw. in klischeebehafteten Milieus Ermittlungen anzustellen…

    Beispielsweise auch im letzten saarländischen Tatort, bei dem der Chefermittler (neuerdings ein junger Bayer im liebenswürdigen Saarland: Klischee „Landwirt“ trifft Klischee „Montanindustrie“) im Bergarbeitermilieu ermittelt, wo die aktuelle Differenzen zwischen Bergleuten & Bergbaugegnern im Mittelpunkt standen und damit eine regionalen Brennpunkt aktueller denn je anschnitten…

  2. Das Fernsehen, zumindest einige Sender bemühen sich meines Erachtens aber gerade in letzter Zeit schon, das türkisch-deutsche Zusammenleben über Klischees hinaus darzustellen. „Türkisch für Anfänger“ auf lustige Art, der Tatort eben, indem er Selbstverständlichkeit vorzeigt. Im Kinderfernsehen erzählt die recht neue Rennschwein-Serie, mit welchen Problemen in Deutschland (hier: auf dem Land) lebende oder aufgewachsene Türken konfrontiert werden können und dass man mit ihnen trotzdem prima ein Schwein großziehen kann. Auch in der Lindenstraße tummelt sich, nicht erst seit Kurzem, mehr als der urdeutsche Bayer. Vielleicht ist ja doch noch was dran an den Öffentlich Rechtlichen.

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