Während in der Vor-Internet-Zeit kritische Besprechungen von Büchern, Filmen oder Musik fast ausschließlich von Journalisten in den klassischen Printmedien, Radio und TV verbreitet werden konnten, können Kritiken heute einfach im Internet verbreitet werden ? entweder auf privaten Homepages und Blogs, oder direkt bei großen Onlinehändlern direkt neben (oder unter) dem besprochenen Werk.
Klar, viele dieser Kritiken erfüllen ihren Zweck maximal leidlich. Aber möglicherweise findet sich bei genauerem Hinschauen auch die eine oder andere qualitativ anspruchsvolle Besprechung darunter. In jedem Fall scheinen Kritiken eine überaus beliebte Form der Partizipation im Internet zu sein, sowohl was den produzierenden Teil der User angeht (man braucht sich nur die enormen Mengen an Beiträgen bei den einschlägigen Online-Shops anschauen), als auch was den nur lesenden Teil der Nutzer betrifft ? Kunden überfliegen wohl so gut wie immer die vorhandenden Erfahrungsberichte.
Gerade bei den anspruchsvollen Beiträgen kommt bei mir die Frage auf, ob es sich hierbei schon um eine Form des Journalismus handeln könnte. Denn wo liegt eigentlich die Grenze zwischen Amateur und Profi bei diesem kulturjournalistischen Kerngeschäft? Nur am Renommee des Veröffentlichungsorgans kann es ja wohl nicht hängen, oder etwa doch? Und was sind eigentlich die Kernanforderungen an einen guten Kritiker ? im Gegensatz zu einem amateurhaften ?Leseerfahrungsbericht??
Ich bin mir unsicher, wo so eine Abgrenzung gezogen werden könnte, wahrscheinlich ist eine 100%ige Trennung auch gar nicht möglich. Wenn das so ist, könnten die besseren Kunden?rezensionen? aber durchaus journalistische Kriterien erfüllen.
Schwierig. Aber ich denke, dass die Frage, ob etwas journalistische Kriterien erfüllt, hängt schon stark vom Veröffentlichungsorgan ab. Denn die jornalistische Leistung eines Beitrages wird oft durch das Drumherum in den Schatten gestellt. Jemand kann schon 40 Jahre für die TAZ arbeiten und dann eine wunderbare Kritik auf irgendeiner Internetseite veröffentlichen und das würde niemandem positiv auffallen, wenn ansonsten nur Müll dort steht.
Und wie journalistisch wertvoll ist ein Beitrag, wenn er journalistische Kriterien vielleicht nur zufällig erfüllt?
Die Frage ist ja, was überhaupt diese ominösen „journalistischen Kriterien“ sein sollen…