„Achtung, Achtung, hier spricht die Lobby“

Er ist kaum zu übersehen, zu überhören auch nicht aber vor Allem nicht zu überLESEN, der Streit zwischen den Printverlegern und öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten. Für die Verleger geht es um bares Geld, für ARD und ZDF um die Einschränkung ihrer Arbeit. Eine Meinung zur „Kulturberichterstattung“ der Verlegerseite.
Ich will hier gar nicht in die Diskussion einsteigen, die Argumente sind vielfach wiederholt worden. Neben recht plakativen Versuchen der Rundfunkanstalten auf die öffentliche Meinung einzuwirken (welche an anderer Stelle bereits ausreichend gewürdigt wurden) ist der Streit auf Verlegerseite vollends unter die Gürtellinie gerutscht. Wie sonst erklärt man sich diesen Artikel im Kulturressort von SZ-Online? Unter dem bedeutungsschwangeren Titel „Koste es, was es wolle“ tippt sich Michael Jürgs in die wohlhonorierte Ekstase über ergraute Entscheider, unterirdisches Programm und verfehlte Erwartungen der Öffentlich-Rechtlichen. Gleichermaßen seien ARD und ZDF in Sachen Unterhaltung auf ganzer Linie gescheitert. Das ZDF, so der Autor, falle dabei nur nicht so auf, weil die ARD, entsprechend ihrer Sendeanstalten die Flops noch zahlreicher produziere. Mit auf den Weg gibt’s dann noch ein paar warme Worte zur Verbesserung. Eine „Taskforce Unterhaltung“ solle man gründen, wie die funktioniert und wen man dafür braucht weiß Herr Jürgs ebenfalls und kündigt, bei Einhaltung seiner Vorschläge, eine Revolution an. Hämisches Schulterklopfen ist das, eine Kulturkritik mit Sinn und Zweck und dem Nachgeschmack der eigenen Interessen des Autors/der Zeitung/der Verleger. Auf Wink des Chefs, niedergeschrieben und veröffentlicht? – Achtung SZ-Leser, hier spricht die Lobby!

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