Smartphone-Spiele: Suchtpotenzial?

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Wer kennt das nicht: Man wartet ewig auf die Bahn und man weiß nicht was man mit der Zeit anfangen soll. Schnell hat man sein Smartphone gezückt und spielt eine Runde Candy Crush. Doch aus einer Runde werden auf einmal mehrere bis sie plötzlich bemerken, dass sie gerade ihren Zug verpasst haben.

Experten schlagen erneut Alarm, diesmal aber eher wegen den Smartphone-Spielen als wegen den klassischen Videospielen. Erst seit vergangenem Jahr bezeichnet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Online-Spielsucht offiziell als Krankheit.

„Problem am Smartphone ist seine ständige Verfügbarkeit“

Diese ständige Verfügbarkeit und die immer komplexer werdenden Handyspiele werden schnell zum Problem. Oftmals verleiten uns sogenannte Push–Benachrichtigungen zum weiterspielen wodurch ein gewisser Reiz entsteht was es umso schwieriger macht von ihnen wegzukommen.

Oftmals verwenden Spieleentwickler gezielte Mechanismen, die zu einer gewissen Sucht führen können

Gerade wenn man ein Spiel spielt in dem es um Belohnungen geht. Sie bauen darauf auf, dass man am Anfang schnell neue Sachen gewinnt wie z.B. Accessoires oder virtuelle Münzen die dazu verhelfen weiter zu kommen. Daraufhin muss der Spieler immer mehr Zeit oder sogar eigenes Geld investieren.

„Wer gewinnen will, darf nicht aufhören“

Laut dem Psychologe Hans-Jürgen Rumpf wird es besonders gefährlich bei den Spielen bei denen man mit anderen Spielern gemeinsam Aufgaben lösen muss. Dadurch entsteht schnell ein sozialer Druck, den einen zum weiter spielen drängt.

Bin ich spielsüchtig?

Es werden drei Kriterien im ICD-11 für Online-Spielsucht beschrieben: 1. entgleitende Kontrolle etwa bei Häufigkeit und Dauer des Spielens 2. wachsende Priorität des Spielens vor anderen Aktivitäten 3. Weitermachen auch bei negativen Konsequenzen. 

Laut Vladimir Poznyak vom WHO-Programm Suchtmittelmissbrauch „Spielsüchtig ist jemand, der Freunde und Familie vernachlässigt, der keinen normalen Schlafrhythmus mehr hat, sich wegen des ständigen Spielens schlecht ernährt oder sportliche Aktivitäten sausen lässt“. Er bezeichnet es als Teufelskreis von dem man nicht los kommt.

Spiel-Industrie ignoriert das Problem

Die Video-Spiel-Industrie hat sich bis jetzt aber noch nicht wirklich mit diesem Problem auseinandergesetzt. Währendem bei Glücksspielen bereits Warnungen zum Standard zählen, ist das bei Videospielen noch nicht der Fall.

Bei Spielen mit Gewalt gibt es ja bestimmte Altersbeschränkungen warum also nicht auch für Smartphonespiele mit großem Suchtpotenzial. Oder eine Erinnerung, welche nach zwei oder drei Stunden daran erinnert, eine Pause einzulegen bzw. nach denen sich das Spiel selbst ausschaltet.

Anzeichen für eine Sucht sollten sie nicht auf die leichte Schulter nehmen. Mittlerweile gibt es in vielen Städten Suchtberatungsstellen, die sich auch mit dem Thema Mediensucht befassen und Hilfestellung und konkrete Ansprechpartner vermitteln können.

Quellen:
https://www.dw.com/de/gamescom-fun-event-und-wirtschaftsfaktor/a-45167886
https://www.stern.de/gesundheit/online-spielsucht--das-heroin-aus-der-steckdose--3962200.html
https://www.epochtimes.de/gesundheit/experte-schreibt-smartphone-spielen-besonders-hohes-suchtpotenzial-zu-who-stuft-sucht-nach-videospielen-als-krankheit-ein-a2607243.html
https://www.news.at/a/smartphone-spiele-weisen-besonders-hohes-suchtpotenzial-auf-10289174
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