Steigende Gewalt in Deutschland? Oder: Warum der Erwerb des Waffenscheins und der Kauf von Waffen zunimmt

Kleiner Waffenschein boomt – Immer mehr Deutsche bewaffnen sich

Die Zahl der Kleinen Waffenscheine in Deutschland ist laut einem Medienbericht weiter gestiegen. Laut einer Umfrage des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) bei den Innenministerien der 16 Bundesländer waren Ende Oktober 2018 insgesamt 599.940 Kleine Waffenscheine registriert. Das ist ein Anstieg um rund 130 Prozent seit 2014, als es demnach noch 261.332 solche Erlaubnisse gab.[…]

Stand: 07.12.2018 07:20 Uhr , Tagesschau.de (Zugriff am 08.02.2019)

Was steckt überhaupt hinter diesem kleinen Waffenschein und welche Waffen darf man dadurch besitzen oder nutzen?

Mit dem kleinen Waffenschein ist der Besitzer berechtigt, bestimmte Waffen zur Ausübung tatsächlicher Gewalt, auch außerhalb seiner Wohnung, seines umfriedeten Besitzes oder seiner Geschäftsräume, bei sich zu tragen.“ (aus: Alle-Schuetzenvereine.de, Zugriff am 08.02.2019)

https://www.tagesschau.de/inland/kleiner-waffenschein-111~magnifier_pos-0.html (Zugriff am 08.02.2019)

Mit dem kleinen Waffenschein ist das Führen von sogenannten SRS-Waffen (Schreckschusspistolen, Reizstoffwaffen und Signalwaffen) erlaubt. Voraussetzung für das Mitführen solcher Pistolen ist, dass sie gemäß § 8 Beschussgesetz mit einem Siegel bzw. einer Zulassung der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt, ausgestattet sind. Beim Transportieren darf die Waffe nicht sichtbar für andere oder unmittelbar zugriffsbereit sein. Zudem muss die Munition getrennt und der Waffenschein mit sich geführt werden. Einen kleinen Waffenschein kann erwerben, wer mindestens 18 Jahre alt ist, keine Vorstrafen hat, nicht Alkohol- oder Drogenabhängig ist und die Waffen fachgerecht aufbewahrt.

Doch hat in Deutschland die Gewalt in den letzten Jahren so stark zugenommen, dass sich nun jeder mit Waffen ausrüsten muss, um überhaupt einen Fuß vor die Tür setzen zu können? Oder befriedigt es nur das Gefühl der Sicherheit?

Laut der Statistik „Anzahl der polizeilich erfassten Fälle von Gewaltkriminalität in Deutschland von 1999 bis 2017“ ist die Kriminalität von 1999 bis 2007 um 31 268 Fälle gestiegen. Dabei war 2007 das Jahr mit den meisten Gewalttaten. Nach 2007 sind die Fälle der Gewaltkriminalität immer weiter gesunken. Deutlich wird, dass ab 2017 die Anzahl der Kriminalfälle auf 188 946 gesunken ist. Es gab also gerade mal 2291 Fälle mehr als 1999. Wie man also sehen kann, hat die Gewalt und Kriminalität nicht drastisch zugenommen, sondern ist eher konstant geblieben.

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/153880/umfrage/faelle-von-gewaltkriminalitaet/ (Zugriff am 08.02.201)

Wieso legen sich die Menschen dann trotzdem Waffen zu, auch wenn die Kriminalität und Gewalt in Deutschland gar nicht zugenommen hat?

Aufgrund der Medien; denn durch diese erfahren die Menschen überhaupt von Gewalt und Kriminalität in der Gesellschaft. Skandalöse Geschehnisse erregen schnell die Aufmerksamkeit der Bürger und sie werden dadurch emotional getroffen und schockiert. Da Medien deshalb oft von Gewalttaten berichten, scheint es für die Bürger so, als ob die Kriminalität zunimmt, obwohl dies nicht der Fall ist. Die Medien selektieren, auf Basis der Nachrichtenfaktoren, die Informationen die sie bekommen und entscheiden anschließend welche Informationen zur Nachricht werden und welche nicht. Da Gewalt und Kriminalität plötzlich auftreten, ein hohes Aggressionslevel und z.B. oft geografische, politische oder kulturelle Nähe besitzen, werden sie deshalb eher zu Nachrichten als andere Geschehnisse. Die Medien lassen also bei den Menschen ein Bild, eine sogenannte Medienrealität entstehen, die zeigt, dass es immer mehr Gewalt in Deutschland gibt. Das löst natürlich Angst in den Menschen aus und verursacht den Erwerb des kleinen Waffenscheins und den Kauf von Waffen. Ob das allerdings die Kriminalität und Gewalt verhindert, ist fraglich.

„Mehr private Waffen schaffen nicht mehr Sicherheit-im Gegenteil: Sie haben das Potenzial, Konflikte in Gewalt eskalieren zu lassen.“

Innenpolitische Sprecherin der Grünen, Irene Mihalic

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