Ein Jahr #MeToo

– Die Debatte und Ihre Bewegung

Autorin : Jana Kopp

Seit Alyssa Milano Oktober 2017 den Hashtag #MeToo wieder aufgriff, um Frauen weltweit dazu aufzurufen Erfahrungen sexueller Übergriffe zu teilen, geht dieses Schlagwort viral durch Medien und Presse. Nie zuvor wurde so offen über sexuelle Gewalt debattiert. Die US- amerikanische Schauspielerin Zoa Saldana beschrieb dies gegenüber der Cosmopolitan mit folgenden Worten:

„The high road for a woman for centuries was silence. The new high road is speaking up“

Zoa Saldana
#MeToo Tweet Alyssa Milano

Nach einem Jahr der Debatte fragt sich nun, wie viel sich wirklich verändert hat. Offensichtlich beschäftigen sich die Medien mehr denn je mit der Problematik, wie sexuelle Gewalt aber auch Sexismus insgesamt verhindert werden kann. Denn unter #MeToo werden schon längst nicht mehr nur sexuelle Übergriffe verstanden. Es geht der Ungleichheit an den Kragen und jedem der einen Schritt zu weit ging. Dies wird jedoch auch stark kritisiert , besonders von der Gründerin des Hashtag #MeToo Tarana Burke die diesen 2006 erfand, um auf sexuelle Gewalt weltweit aufmerksam zu machen und gegen diese Misshandlungen vorzugehen. Burke findet, dass die Bewegung unwiderruflich zu einem Rachezug gegen die Männer geworden und die eigentliche Intention dabei verloren gegangen sei. Solche Rachezüge hinterlassen Unsicherheit. Meist sind es Männer , die sich seither unbeholfen im Umgang mit Frauen zeigen. Eine Unbeholfenheit die sich in Form von schlechten Witzen oder bloßem Schweigen zu verstecken versucht. Dieses Reaktionsmuster war besonders deutlich auf der Berlinale 2018 sichtbar, die sich unter dem Motto #MeToo zwar in einem prägnanten Dresscode zeigte, aber dann jedoch eher schweigsam auftrat. Die meisten Schauspieler und Regisseure reagierten mit einem müden Lächeln oder wollten gar nicht erst über die Debatte sprechen.

Doch nicht nur die Unsicherheit zur #MeToo Bewegung erschwert den Diskurs, sondern auch die Vereinfachung der Kompelxität des Sexismus unter einem Schlagwort, lässt zuviel Interprätationsspielraum und erhöht das Risiko das eigentliche Ziel aus den Augen zu verlieren:

Kein Rachezug gegen die Männerwelt, sondern die Gleichstellung von Mann und Frau.

Dennoch hat die #MeToo Debatte bewegt und in der Film- wie Fernsehindustrie sogar ihre Spuren hinterlassen. Besonders in der USA wurden schuldige Männer wie Harvey Weinstein und Bill Cosby aus der Industrie verbannt. Außerdem wird Opfern von sexuellen Übergriffen jetzt aktiv Hilfe angeboten. Dazu wurde in der USA die Organisation „Time’s up!“ gegründet und in Deutschland die Vertrauensstelle von den öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern (plus 15 Branchenverbänden) eingerichtet.

Natürlich ist das Problem sexueller Gewalt und Diskriminierung von Frauen damit längst nicht gelöst. In Sache Gleichberechtigung liegt noch ein weiter Weg vor uns. Doch mit den neuen Medien hat der Kampf der Geschlechtergleichstellung ein mächtiges Tool dazugewonnen, was Bewegungen wie #MeToo ermöglicht und sich damit weltweit Gehör verschafft.

„We owe future generations nothing less than a world free of sexual violence.

(…)

I believe we can build that world.“

Tarana Burke
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