Die klassischen Medien rümpfen noch immer die Nase über die Neuerungen des Web 2.0, wenn sie auf ihren Online-Seiten auch immer mehr Blogs oder Ähnliches anbieten. – So lautet das Fazit von taz.de zu einer Konferenz der Friedrich-Ebert-Stiftung über den Einfluss von Podcasts und Videojournalismus in Berlin. Die dort erschienenen Vertreter der klassischen Medien haben sich – so taz.de – überwiegend negativ über die Relevanz des Web 2.0 geäußert. Jan Metzger, stellvertretender Leiter des ZDF Heute Journals habe gar gesagt: „Das Web 2.0 und der Bürgerjournalismus werden überschätzt.“ Das Meiste davon sei „irrelevantes Geplapper“. Streitpunkt zwischen Bloggern und klassischen Medien sei – so taz.de – vor allem der Gegensatz Professionalität versus Authentizität. Klassische Medien pochen auf Qualitätsjournalismus, Blogger auf mehr Subjetivität und Beteiligung.
Die Skepsis der klassischen Medien gegenüber den neuen Möglichkeiten des Web 2.0 erlebe er in keinem anderen Land so stark wie in Deutschland, sagte ein Vertreter des französischen Senders France 24. Er stehe auf dem Standpunkt, dass eine stärkere Einbindung von Bürgern in die Medien wichtig sei.
Die klassischen Medien fühlen sich wohl eher bedroht von den zunehmenden Möglichkeiten, die das Web 2.0 den „Normalos“ bietet. Vor allem im Bereich des Lokaljournalismus sehe ich Potential, da Nachrichten aus der Region meistens nur durch einen einzigen Zeitungsverlag verbreitet werden.
Vielmehr zeigt das Verhalten, dass z.B. das ZDF eine sehr umfangreiche Mediathek online stellt, dass sie selbst von den neuen Möglichkeiten profitieren, aber alles Neue wird abgetan und als Gefahr für den Qualitätsjournalismus ausgerufen.
Wie auch das Beispiel des Senders France 24 zeigt, wird durch die neuen Möglichkeiten eine wesentlich stärkere Einbindung des Bürgers in das Geschehen möglich.
Was mir bei den web2.0 Medien vorallem ins Auge sticht ist die Selbstdarstellung wie man sie in zahlreichen Blogs erlebt. Authentische Alltagsberichte wie sie dort wiedergegeben werden lassen sich nunmal nicht auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen.
Ebenso sind die meisten Blogeinträge zu subjektiv als dass sie als Informationsmedium dienen könnten.
Ich denke nicht, dass sich die klassischen Medien auf lange Sicht vor den web2.0 medien zu fürchten brauchen.
Es geht ja nicht um eine Konkurrenz zwischen, platt gesagt, Blog und Zeitung, sondern eher um eine Ergänzung.
Man müsste sich eher fragen, ob es sich nicht um eine Art von Innovationsfeidlichkeit handelt, wenn Deutschland in Gestalt seiner Verleger sich nicht einmal ernsthaft mit dem Phänomen Web 2.0 und seinen Chancen, Möglichkeiten und Risiken auseinanderzusetzen bereit ist.
Viele er Blogeinträge basieren auf Berichten der ‚klassischen Medien‘ wie z.B. der Zeitung. Sie werden in Blogbeiträgen aufgegriffen und diskutiert. Von daher sehe ich da keinen Grund warum diese beiden verschiedenen Gattungen in Konkurrenz zueinander stehen sollten/würden. Die Entwicklung hin zu Web2.0 kann niemand mehr rückgängig machen und das ist auch gut so. Ich halte es für falsch dies nur als ‚irrelevantes Geplapper‘ abzutun.
Im Übrigen finde ich das oben angebrachte Argument der Subjektivität der Blogbeiträge für überzeugend, denn dadurch sehe ich noch viel weniger eine ‚Gefahr‘ für den Qualitätsjournalismus sondern eher eine Ergänzung und eine Möglichkeit zum Austausch, die nur über die ‚klassischen Medien‘ so nicht möglich wäre.
Vielleicht liegt die Skepsis der Deutschen gerade darin begründet, dass das Web 2.0 eben diese Maß an Subjektivität und -wie ich finde- Anonymität hat. Ein traditionelles stark institutionalisiertes Medium kommt uns Deutschen wohl viel ‚vertrauenerweckender‘ vor…
Das ist wohl immernoch unser „Obrigkeits-Ding“