Ich bin ja stark für den so genannten nutzergenerierten Inhalt im Internet, den Blogs, Podcasts und Youtube uns so zu bieten haben. Ich finde fantastisch, was damit gemacht werden kann. Mir gefällt von allen Internetslogans kaum einer so sehr wie Youtubes „Broadcast Yourself“. Aber. Großes Aber.
Man kann nur so viel Zeug auf ein Mal konsumieren. Wenn ein Youtube-Video acht Minuten lang ist, die Qualität (gelinde gesagt) beschissen und man das in Frieden sehen will, dann gibt es nichts furchtbareres als einen Freund oder eine Freundin, die sich schnell mal im Instant Messenger zu Wort melden und einem ein weiteres Youtube-Video zeigen. Das sei ja das beste, witzigste, unfassbarste oder schockierendste Video ALLER ZEITEN.
Das Video, das man eigentlich sehen wollte, hat eine Laufzeit von acht Minuten. Das ist viel für ein Youtube-Video, denn nur zehn sind erlaubt. Man sieht also sein Video in Frieden zu Ende, schaut dann das vom Freund oder der Freundin, und das ist auch über fünf Minuten lang. Dann sagt man vielleicht, nach dem Konsum: „Hmja, ganz cool“ oder dergleichen, und das Resultat ist, dass man zugebombt wird. „Dann schau dir doch noch das an.“ Man fängt an. Das Video läuft zehn Sekunden, und Freund oder Freundin (der/die GENAU weiß, wie lang das Video ist!) schickt einem direkt noch einen Link zu einem weiteren Video. Und noch einem. Und noch einem. Am besten direkt eine Linksammlung, damit man sich die alle mal ansieht, die tollen Videos.
Wenn davon jedes „nur“ fünf Minuten hat, summieren sich fünf Links auf 25 Minuten. Das ist zu bewältigen, wenn die Videos denn auch interessant sind. Das wort „interessant“ wird von einigen Leuten leider sehr weit gedehnt, aber da das sowieso subjektiv ist…
Worauf ich hinauswill, ist aber nichtmal der Zeitaufwand, den ich beim schauen von mir empfohlenen Youtube-Videos habe, sondern dass der Linkgeber oder die Linkgeberin absolut entgleist, weil alle dreieinhalb Sekunden die Frage kommt: „Und, wie findste das?“ „Wie war denn das dritte? Nein, das DRITTE, mit John Wayne drin!“ „Biste IMMERNOCH nicht fertig?“
Nein, bin ich nicht. Bei fünf Videos und insgesamt… anderthalb Minuten vergangener Zeit kann ich das auch gar nicht sein.
Das Fazit ist nun, dass ich mir Links zu Youtube fast gar nicht mehr ansehe. Wenn, dann den ersten. Einen zweiten quasi niemals. Bei Youtube gibt es ja sicherlich viel interessantes, aber noch viel, viel mehr Schrott, und ich will Youtube wirklich nicht komplett sichten.
Youtube ist eine tolle Erfindung, doch meiner Meinung nach sollte man mehr auf die Qualität als auf die Quantität achten. Für mich als Rezipienten ist dieses völlige Durcheinander viel zu verwirrend. Mir fehlen klare Ordnungsprinzipe. Ist ein Video zu ende, so werden mir direkt 3 neue vorgeschlagen. Unterdiesen Dreien ist dann bestimmt eins, in dem ein 14-Jähriges Mädchen ihrem Freund vorsingt, wie sehr sie ihn doch liebt. Und ich muss sagen, das finde ich schon ziemlich störend. Nun gehört es aber ja zum grundlegenden Konzept von Youtube, jeden genau das veröffentlichen zu lassen, was er der Welt gerade mitteilen möchte. Es bleibt eben die Frage: Quantität oder Qualität?! Und wer will das auch bei der Masse an Publikationen überprüfen? Vielleicht wäre ein Anfang, Ordnung in das Broadcasting Chaos zu bringen.
Ich halte das weniger für Kritik an youtube denn an deiner Kontaktliste.
Natürlich schwingt bei „broadcast yourself“ auch „even if you have nothing to say“ mit, aber niemand zwingt einen, youtube komplett zu sichten (ich zum Beispiel habe erst dieses Wochenende ein sechsminütiges Video nach zwanzig Sekunden einfach geschlossen, als ich feststellte, dass es sich um den Mitschnitt eines – sicherlich unterhaltsamen – Spieleabends von vier angetrunkenen norddeutschen Jugendlichen handelte). Selbst solche für den Großteil der Menschheit uninteressanten Videos haben jedoch meistens für die Beteiligten oder alle, die sie kennen, einen gewissen Wert und ich halte ihre Existenz auf dem Portal für in Ordnung.
Der Nutzer muss eben selbst zwischen dem trennen, was er sehen will und was nicht, das lässt sich aber meist innerhalb der ersten Sekunden oder schon anhand des Titels entscheiden. Langeweile in Verbindung mit Copy-Paste und einem Messenger-Programm können dazu führen, dass jemand jemandem mehr Videos schickt als nötig, gewünscht oder zu rechtfertigen ist, aber es ist ja, wie du sagst, nicht des Empfängers Pflicht, sie abzuarbeiten.
Kleiner Tipp: Beim Youtube gucken einfach mal den Instant Messager ausmachen. Und die Moral von der Geschichte – dass es bei Youtube mindestens genau so viel Schrott gibt wie „interessantes“ (die Subjektivität des jeweiligen Betrachters hier mal außen vor gelassen)- ist ja nun auch nichts Neues.
Dass meine Kontaktliste zugemüllt ist, ist sicher kein Geheimnis. Ich will auch gar nicht Youtube die Schuld geben. Im Endeffekt ist es trotzdem so, dass der Reiz an diesem speziellen Portal bei mir komplett verschwunden ist, wenn ich nicht gerade etwas ganz spezielles Suche. Klarer Fall von Overkill.
Also ich möchte ja jetzt nicht gemein sein, aber ich finde, dass hat mit Medien eigentlich nicht viel zu tun. Klar ist Youtube ein Teil der Medien, aber wer dich nun mit Youtube-Videos zumüllt und diese Schrott sind oder nicht ist ja deine freie Entscheidung! Es ist ja wohl auch allegemein bekannt, dass es im Internet mindestens genauso viel Schrott gibt, wie Interressantes und dagegen kann nur der freie Wille etwas tun.
Ich stimme dem letzten Beitrag dahingehend zu, dass ich ebenfalls hier keinen medienwissenschaftlichen Bezug sehe. Sich in Tagebuch-Form über Freunde beschweren, die einen mit youtube-Links vollmüllen hat hier – so wie ich den Sinn dieses Blogs verstanden habe – nichts zu suchen.
Wenn meine Oma mir einen Film empfiehlt, den ich mir daraufhin anschaue, ich dann aber feststelle, dass er nicht meinem Geschmack entspricht, schreibe ich das nicht hier rein – das ist kein Gossip-Forum.
Du hättest ja einfach ganz allgemein in einem kleinen Text zu Vor- und Nachteilen bzw. Auswirkungen von unbegrenzten Möglichkeiten User generated Content ins Internet zu stellen, speziell am Beispiel youtube erläutern können.
Und ganz ehrlich: mit persönlichen Wertungen wie interessant/langweilig oder zu kurz/ zu lang befindest du dich m.E. auf wissenschaftlichem Glatteis, wenn sie den Großteil deines Beitrags einnehmen und ohne jegliche Begründung im Raum stehen gelassen werden, zumal genannte Beispiele auch ziemlich schwammige Begriffe sind, die du im Falle von ‚uninteressant‘ auch nicht genauer definierst, mir ist also nach dem Lesen deines Beitrags nicht klar, was für Filmchen du dir da angeschaut hast.
Es gibt schließlich auch unterschiedliche Typen von RezipientInnen, anhand derer du dich ja hättest entlanghangeln können.
Fasse diese Kritik nicht als böse gemeint auf, sondern als wohlwollendes Feedback und fühle dich frei zu widersprechen, sollten mir logische/inhaltliche Fehler unterlaufen sein. 🙂
Nah, Kritik kann ich schon vertragen. Vor allem sinnvolle. Dass beim Schreiben dieses Eintrags die Pferde mit mir durchgegangen sind, sehe ich ja durchaus ein. Die Idee für den Beitrag war ursprünglich auch etwas anders, aber da hat mich der Moment wohl ein wenig aus der Fassung gebracht.