Mit dem Slogan „It’s Televison for your Ears“ wirbt der Podcast Tanis und zeigt, dass die Formate fiktionale Podcasts und Fernsehserien enger verwandt sind, als es zunächst erscheint. Fiktionale Podcasts erzählen eine Geschichte, die in jeder neuen Episode weitergeführt wird. Hören kann man über iTunes oder Podcast-Apps wie beispielsweise Stitcher. Anders als beim Radio-Hörspiel können Podcasts noch Jahre später nachgehört werden. Jeder Podcast, meist von Laien hergestellt, ist kostenlos und die Finanzierung erfolgt durch Werbe-Sponsoren und Spenden von Fans, organisiert durch Spendenwebsites wie Patreon und Kickstarter.

Daher erwägen viele amerikanische TV-Sender, fiktionale Podcasts für das Fernsehen zu adaptieren. Geschichten aus einem anderen Format zu übernehmen, hat sich für die Serienbranche bewährt. Bisher werden Bücher und Comics zu Serien adaptiert und erzielen hohe Einschaltquoten, beispielsweise Game of Thrones und The Walking Dead. Da zunehmend Adaptation und weniger „Original Content“ die Fernsehlandschaft der letzten Jahre prägte, kommt es zu einem Adaptations-Engpass, d.h. das, was adaptiert wird, ist doch immer wieder typähnlich. Auf der Suche nach dem gänzlich Neuen schauen sich Produzenten nach Alternativen um. Hier kommt der Podcast ins Spiel, dem konzeptionsmäßig keine Grenzen gesetzt sind.
Der Vorteil jeder Adaptation ist die Gewissheit des Built-in-Audience, da es Fans geben wird, die sie sich auf jeden Fall anschauen werden, also eine Risikoverminderung. So kann an Pilot-Episoden gespart werden, da Produzenten wissen, dass sich der Podcast bereits bewährt und beim Publikum ankommt.
Abzuwarten bleibt, wie erfolgreich die Umsetzung ins Fernsehen ist. Einige Podcasts wie Wolf 359 und Wooden Overcoats bieten Theaterabende an, in denen sie eine ausgewählte Folge vortragen. Dies erinnert aber noch eher an Live-Lesungen als an eine visuelle Adaptation. Der wohl meistgehörte Podcast Welcome to Night Vale ist als Radiosendung konzipiert und der Protagonist berichtet über die merkwürdige Stadt Night Vale, bleibt aber die gesamte Sendezeit in seiner Aufnahmekabine. Inwieweit diese erzählerischen Mittel beibehalten oder ganz gestrichen werden, stellt eine wichtige Entscheidung dar. Hinzu kommt, dass die meisten Sprecher keine Schauspieler sind, sodass ihre Rollen gecastet werden müssen, was allerdings das Built-in Audience als Rezipienten abschrecken kann, das eine emotionale Bindung zum bisherigen Sprecher hatte.

Trotz der genannten Risiken könnten Fernsehadaptationen die Welt der Podcasts einem größeren Publikum zugänglich machen. Ein guter Trend, da Podcasts durch ihre Beschränkung auf „Nur-Audio“ gezwungen sind, kreativer zu sein, da Rezipienten mehr Fantasie einsetzen müssen, sich das Dargebotene vorzustellen. Zudem besteht eine höhere Partizipationsmöglichkeit, da viele Podcasts die Plattform Reddit nutzen, um Fan-Feedback einzuholen, umzusetzen, Fans als Sprecher einzubeziehen oder Plot-Ideen übernehmen. Neben ihrem kostenlosen Zugriff ist es also der „User-generated-Content“-Aspekt, der Podcasts das Potenzial gibt, ein disperses Publikum zu erreichen, und die Zukunft des Fernsehens nachhaltig zu verändern.
Quellen:
http://www.denofgeek.com/us/tv/podcasts/266240/8-podcasts-making-the-move-to-television
https://www.wired.com/story/podcasts-getting-tv-adaptations/
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