Der Tod geht auf Sendung

Bald wird es in Deutschland einen neuen Sender geben: Etos TV richtet sich an die immer größer werdende Gruppe der Alten in Deutschland und beschäftigt sich vor allem mit einem Thema: dem Tod. Kernstück des Programms werden Todesanzeigen sein, die im Sinne von „Das war Sein/Ihr Leben“ gesendet werden sollen und vor allem aus Interviews mit Freunden und Verwandten bestehen sollen.  Gerade dies hat den Unternehmer, Wolf Tilman Schneider, von dem Projekt des Bundesverbands Deutscher Bestatter überzeugt – ich hingegen finde gerade diesen Teil eher zweifelhaft. Außerdem stellt sich mir die Frage, ob ein so einseitig ausgerichteter Sender tatsächlich Erfolg haben kann.

So soll das Programm sonst noch aussehen und sich finanzieren:

„Other programmes will aim to provide Germany’s ageing viewers with a wealth of information about undertakers, insurance schemes, retirement homes, stair-lifts and medication for age-related complaints. Companies targeting the elderly with their products will be asked to fund the programmes.“ (Independent, 14.12.2007)

Quelle:

Independent

Etos TV

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6 Gedanken zu „Der Tod geht auf Sendung

  1. Man könnte es ja positiv sehen, dass das Tabuthema „Tod“ ins öffentliche Bewusstsein gebracht wird. Allerdings fände ich so einen Sender eher deprimierend. Ständig alte kranke Leute, die einen Dahingesiechten beklagen… wie schrecklich.
    Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die „Zielgruppe“ der kurz vor dem Tod stehenden sich besonders darana erfreut…

  2. Bei der Frage, ob dieser Sender Erfolg haben kann, muss man sicher auch die Altersstruktur der deutschen Bevölkerung beachten. Während vor 30 Jahren ein solcher Sender wahrscheinlich nicht viel Anklang gefunden hätte, kann ich mir vorstellen, dass im Zuge der Entwicklung hin zu einer „überalterten“ Gesellschaft die mögliche Zielgruppe größer geworden sein könnte, und wenn man sich mit älteren Menschen unterhält, merkt man (oder zumindest ich) doch öfter, dass der Tod auch organisatorisch, so trocken das jetzt klingt, ein wichtiges Thema geworden ist. Ob das reicht, um den Sender dauerhaft weiterlaufen zu lassen, wird man ja sehen. Aber es sind auch schon weit fragwürdigere Sachen auf Sendung gewesen.

  3. Ich schließe mich gerne an das vorige Statement an. Aus ökonomischer Perspektive betrachtet rechtfertigt der Aspekt der Alterspyramide die Einrichtung eines solchen Programmformats. Viele alte Menschen leben heute allein oder in Altenheimen. Das Fernsehen kompensiert insbesondere in dieser Altersschicht den Faktor Einsamkeit. Etos TV macht den Zuschauern das Angebot sich gemeinsam mit dem Tod auseinander zusetzen.

    Die Vorstellung beim Einschalten des Fernsehers mit Friedhof-Sequenzen konfrontiert zu werden erscheint auf mich auch alles andere als prickelnd, dennoch denke ich, dass dieses Sendformat neben dem alltäglichen Talkshow-Müll und den boulevardesken Newsmagazinen eine Daseinsberechtigung zugesprochen bekommen sollte. Die Themen, die hier angesprochen werden, sind zumindest aktuell und können in Teilen vielleicht tatsächlich die Auseinandersetzung mit dem Tod unterstützen.

  4. Ich finde das ist ein heikles Thema! Im Alter beschäftigt man sich viel mit dem Tod, aber ob da jetzt ein extra Programm so gut ist ist fragwürdig! Man müsste das auf jedenfall auch noch anders gestalten, als nur Todesanzeigen zu senden! Aber der Sender hätte, wenn er es richtig machen würde, und das glaube ich nicht, viele Möglichkeiten diese Altersgruppe zu erreichen! Aber ich mit 22 finde das schon etwas makaber! Mal schauen was dabei rauskommt. Das ist bestimmt interessant zu betrachten.

  5. ich finde dieses Format auch recht makaber, da ich denke, dass es angenehmere Themen gibt, um die ältere Bevölkerug zu unterhalten. Vorallem finde ich es fragwürdig den Tod als Interessengebiet dieser Zielgruppe auszulegen und einen kompletten Sender darauf auzurichten. Sicher wird der Tod gegen Ende des Lebens ein Thema sein, aber das muss man ja nicht jeden Tag im Fernsehen präsentieren. Auch diese Anzeigen, die das Leben eines Einzelnen zeigen sollen, finde ich nicht angebracht, da die Privatsphäre respektiert werden sollte, auch die der Toten… Aber da der Trend sich dahingehend entwickelt alles von sich und anderen zu zeigen, wäre dieser Sender fast die logische Konsequenz.

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