Die Wichtigkeit der außersportlichen Erzielung wirtschaftlicher Profite im Profifußball, ist längst kein neues Phänomen. Die erstmalige Nutzung eines Trikotsponsors lässt sich bis in die 1970er zurückdatieren. Zudem werden prominente Fußballspieler schon seit vielen Jahren von namenhaften Firmen zur Produktvermarktung eingesetzt, man denke beispielsweise an die deutsche Nationalmannschaft und ihr gemeinsames Engagement mit der italienischen Firma Ferrero. Die Relevanz, die neue Medien für unser heutiges Unterhaltungskonsumverhalten haben, führt jedoch dazu, dass der sportliche Aspekt zunehmend vernachlässigt wird und wirtschaftliche Erfolge, seitens des Vereins und der Spieler, erheblich an Bedeutung gewinnen.
Es lohnt sich den Fokus auf die Insel zusetzen, spezifisch gesehen auf die English Premier League (EPL).
Im Februar 2015 unterzeichnete die Premier League mit den Firmen Sky und British Telecom einen dreijährigen TV-Vertrag in Höhe von 5.14 Milliarden Pfund. Auf die internationalen Verträge für die Rechte der Premier League Spiele wollen wir erst gar nicht zu sprechen kommen. Alleinstehend, spiegelt diese astronomische Summe die Transformation der Liga nämlich wahrhaftig wieder. Die Liga gilt besonders im 21. Jahrhundert als das Zuhause der fußballerischen Elite und wird bezüglich des Unterhaltungsfaktors, der Wettbewerbsfähigkeit und der sportlichen Klasse, als unvergleichbar angesehen. Was aber bedeuten die knapp fünf Milliarden Pfund denn überhaupt für die EPL? Mehr Geld für die Vereine und Spieler. Der traditionsverherrlichende Fußballfan sieht im ökonomischen Aufschwung jedoch vor allem negative Aspekte. Dies wird bei verschiedenen Saisonzielen der Vereine deutlich. Ein Platz unter den „Top Vier“ bedeutete früher, in der Champions League mitspielen zu dürfen. Heute wird die Bedeutung unter den ersten vier Plätzen zu landen, durch höhere TV-Boni erklärt. Der Klassenerhalt galt als Privileg, ein weiteres Jahr in der höchsten Liga spielen zu dürfen, während sich heute die bangenden Geschäftsführer bei dem Gedanken, keine Verluste zumachen, eine Schweißperle von der Stirn wischen.
Diese Dissonanz suggeriert, dass der wirtschaftliche Wachstum auf englischer Vereinsebene erstrangig ist und nicht der sportliche. Doch Vereine sind im jetzigen Zeitalter nun mal wirtschaftliche Institutionen, daher sollten uns ihre Motive nicht allzu sehr überraschen. Anders sieht das bei den Spielern aus, die diesen Berufsweg doch vermutlich aus ihrer Liebe für den Sport gewählt haben. In finanzieller Hinsicht ist es ihnen nie besser ergangen, ein Aspekt der durch die Medienvielfalt, besonders der neuen Medien verstärkt wird. Die sozialen Netzwerke ermöglichen es den Fußballspielern für eigene Produkte/Dienstleistungen oder die einer Firma zu werben. Dadurch, dass die Apps wie Instagram, Facebook und Twitter, insbesondere bei Jugendlichen, einen sehr hohen Nutzungsgrad haben, erreichen die Fußballspieler die Massen und machen sich für Werbeagenturen unentbehrlich.
Der moderne Fußballspieler zeichnet sich jedoch nicht bloß durch finanzieller Vollkommenheit aus. Durch die neuen Medien, insbesondere durch die sozialen Netzwerke, verbreitet sich im Fußball eine von Individualismus geprägte Atmosphäre, welche sich in früheren Zeiten, wie es bei Mannschaftssportarten für gewöhnlich ist, durch Teamgeist auszeichnete. Fußballspieler wurden schon immer verherrlicht, das Internet hat jedoch zur Folge, dass sie omnipräsent sind und keine Privatsphäre haben. Nach Siegen, sind gemeinsame Bilder mit Teamkollegen mittlerweile an der Tagesordnung, dabei werden die anwesenden Fans vernachlässigt. Ein Beispiel dafür wäre die Meisterfeier des Chelsea FC im Mai, auf der diverse Spieler die Vorgänge Live auf ihren sozialen Netzwerkkonten übertrugen. Das Gefühl von Verblüffung ist gerechtfertigt, jedoch wäre es falsch die alleinige Schuld bei den Spielern zu suchen. Da die Fußballprofis im Zeitalter der neuen Medien, eine größere Präsenz in unserem alltäglichen Leben haben, als je zuvor, haben sie eine Reputation, die es zu pflegen gilt. Die Anhänger aus aller Welt, die nur über einen medialen Zugang verfügen, dürfen nicht isoliert werden und gegenüber den zahlenden Zuschauern benachteiligt werden. Demzufolge können die neuen Medien im Profifußball als zweischneidiges Messer angesehen werden.
Es ist nicht davon auszugehen, dass die Korrelation zwischen der Fußball Industrie und der neuen Medien stagnieren oder sich gar verringern wird. Wie „The Guardian“ berichtet, sollen sowohl Amazon als auch Facebook an Premier League Streaming Rechten interessiert sein. Solange wirtschaftliche Motive im Fußball schwer wiegen, ist das vermehrte Eingreifen ins Geschäft durch die Medien nicht wegzudenken.
Quellen:
http://www.dailymail.co.uk/sport/football/article-4527010/Man-Utd-v-Crystal-Palace-EPL-LIVE-SCORE.html
https://www.theguardian.com/football/2017/oct/04/facebook-premier-league-bidding-live-matches
https://www.theguardian.com/football/2015/feb/10/premier-league-tv-rights-sky-bt
Ein Gedanke zu „Sportliche Leistungen oder wirtschaftliche Erfolge? – Wie die (neuen) Medien sich auf den Fußball auswirken“
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