Die Kritik des Spiegel zu der erfolgreichen RTL-Dokusoap „Bauer sucht Frau“ fällt negativ aus. Eine Autorin des Onlinemagazins spiegel.de vergleicht die Sendung mit einem „Soldatenpuff im Ersten Weltkrieg“. Der Privatsender RTL übernehme in seiner Soap „eine moralisch bedenkliche Aufgabe“. Er karre junge Frauen aufs Land, also „dorthin, wo sie gebraucht werden“ (wegen der vielen einsamen Bauern; einsame Bäuerinnen scheint es nicht zu geben), und diese Methode erinnere ein bisschen an eine Praxis des Ersten Weltkriegs, in dem den vereinsamenden Soldaten auch schon mal Frauen zugeführt wurden.
Nicht nur die Methode, auch die Machart der Sendung erregt das Missfallen der Autorin: Mit „ihrem possierlichen Witz und plumpen Timing“ wirke die Sendung, „als sei sie in den Anfangstagen des Privatfernsehens entstanden.“ Der Negativ-Kritik wird im Artikel ein positives Beispiel für das selbe Sendungskonzept gegenüber gestellt: die NDR-Sendung „Land & Liebe“ sei zeitgemäß, ohne zotigen Chauvinismus und ebenfalls sehr erfolgreich.
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,518362,00.html
Solch eine harsche Kritik an diesem Qualitätsformat ist alles andere als gerechtfertigt. Man versetze sich nur mal in die Lage, der von der Liebe verlassenen Bauern. Wo sollen sie denn in ihre zukünftige Braut kennenlernen ?
Und irgendwann muss ja auch mal ein Nachkömmling gezeugt werden, damit der Bauernhof nicht stirbt. Denn stirbt der Hof, sterben auch die Menschen. Sprich RTL stellt unsere Nahrungsversorgung über Generationen hinweg sicher. Diese Show ist kein Entertainment, sie ist lebensnotwendig ! Mindestens so sehr wie der Domino-Day, der bekannter Maßen, durch die dort freigesetzte, kinetische Energie für die Erdrotation verantwortlich ist. Wir verdanken RTL also nicht nur unsere Nahrung sondern auch die Sonne.
Danke RTL. Respektlose Spiegel-Tante.
Die Netzeitung berichtet auch über das Quotenhoch bei „Bauer sucht Frau“. Besonders interessant finde ich, dass dort auch die Meinung des Deutschen Bauernverbandes thematisiert wird. Der fand die Dartstellung vor allem in den ersten zwei Staffeln wohl auch nicht so passend. Vor allem die vielen Klischees seien für den Verband problematisch gewesen. Bei der jetzigen Staffel scheint der Verband kein Problem zu haben, da dort die modernen Maschinen der Bauern gezeigt würden und das somit auch ein modernes Berufsbild vermittle, schreibt die Netzeitung hier.
Ich mir nicht so sicher, was ich von solchen Sendungen halten soll.
Klar, auf der einen Seite ist es eine hübsche Idee, auf diese Weise ein Liebespärchen zu schaffen. Doch die Frage, die mich dabei beschäftigt, ist: Kann eine Liebe, die so sehr dem Publikum ausgesetzt ist, überhaupt echt sein? Ich habe da meine Zweifel. Ich kann mir persönlich nicht vorstellen, dass man sich unter den wachsamen Augen der Kamera, die einen ständig verfolgt, tatsächlich verlieben kann.
Für den Zuschauer zu Hause vor dem Fernseher mag es vielleicht so wirken. Doch meiner Meinung nach steckt da sehr viel Show dahinter.
Und natürlich (bevor jetzt Einwände erhoben werden), es ist ein Fernsehformat, selbstverständlich muss viel Show dahinter stecken.
Letzte Woche sah ich (ich glaube, es war bei RTL Aktuell), wie sich eine Kandidatin von „Bauer sucht Frau“ negativ zu der Sendung äußerte. Sie sagte, ihr Bauer habe sich vor der Kamera jede erdenkliche Mühe gegeben, sie für sich zu gewinnen – doch der Alltag sehe nun ganz anders aus, was sie enttäusche. Er würde sich kaum noch um sie kümmern.
Und das ist meine Kritik an der Sendung:
Alles scheint ja so romantisch zu sein – jedoch nur, solange die Kamera läuft.
Ich lasse ja selbst Spiegel-Online, aber die TV-Kritiken finde ich meist ziemlich überflüßig. Sie wirken oft also hätte der Autor vorher schon genau gewusst ob er die Sendung lobt oder niedermacht. Und sich über ein Konzept wie „Bauer sucht Frau“ aufzuregen ist doch wirklich unnötig. Das ist nichts anderes, als das was bereits seit 10 Jahren auf den Privaten zu sehen ist. Irgend ein armer Depp wird den Zuschauern präsentiert, wie er mit seinen nicht vorhandenen Sozialkompetenzen zu kämpfen hat. Lasst die doch ihren Blödsinn machen. Ist ja alles freiwillig.
Auf der Website der Zeitung „Die Welt“ kommt die Sendung „Bauer sucht Frau“ gut weg. Die Aha-Erlebnisse, die Zuschauer haben, wenn sie den Alltag auf einem Bauernhof kennen lernen, werden als der Grund für den Erfolg der Sendung genannt und auch irgendwie für gut befunden. Der Kulturschock und der Lerneffekt für die Rezipienten seien durchaus positiv zu werten. Und auch wenn die Teilnehmer manchmal vorgeführt würden, die Sendung sei nicht so oft unter der Gürtellinie angesidelt wie andere Sendungen von RTL. (Soll das ein Lob sein?)
Alles in allem sei die Sendung nicht dumm, zwar ein bisschen albern, aber irgendwie auch „wie ein schöner Tag auf dem Land“.
http://www.welt.de/fernsehen/article1397484/Wenn_die_Frau_auf_den_Hof_kommt.html
Jetzt sei mal dahingestellt, was man persönlich von diesem Sendeformat hält. Aber wie kann man diese Sendung mit einem „Soldatenpuff im Ersten Weltkrieg vergleichen“? Ich halte diese Einschätzung für maßlos übertrieben und nicht gerechtfertigt. Immerhin gehen diese Frauen doch freiwillig aufs Land, um den vermeintlichen Mann ihrer Träume dort näher kennen zu lernen.
Wenn diese Sendung als „moralisch bedenklich“ eingestuft wird, dann sollte man sich mal mit all den Formaten auseinandersetzen, die uns Familien bis ins kleinste Detail in all ihrer Intimität auf dem Sezierteller präsentieren (wie die Super Nanny oder die neue RTL-Sendung mit Diplom-Psychologen, deren Name ich noch nicht mal kenne) oder die die Verzweiflung von Menschen auf Ausbildungs- oder Jobsuche ausnutzen (davon gibt es ja eine Menge momentan auf Pro Sieben). So etwas halte ich für moralisch bedenklich. ‚Bauer sucht Frau‘ finde ich einfach nur harmlos-langweilig.