Most Wanted-Die Medien über Verbrecher

Immer häufiger stolpern wir in den letzten Monaten über Schlagzeilen von Terror, Verbrechen und Gewalt, auch bei uns in Deutschland.

Natürlich ist es die Aufgabe der Medien über brisante, aktuelle Ereignisse zu berichten, aber wie viel mediale Aufmerksamkeit sollte dabei den Verbrechern selbst geschenkt werden?

Ein aktuelles Beispiel ist die Veröffentlichung einer Liste der 45 meistgesuchten Verbrecher Europas.
Europol gab vergangenen Freitag nicht nur Namen der Gesuchten heraus, sondern sogar auch Fotos und Steckbriefe dazu.
Diese Veröffentlichung stellt schönes Anschauungsmaterial dar, dem t-online.de beispielsweise eine ganze Foto-Serie mit Steckbriefen widmet:
„Alle 45 Gesuchten zum Durchklicken“

Ausschnitt der Titelseite von t-online.de (30.01.16)
Ausschnitt der Titelseite von t-online.de (30.01.16)

Aber auch Online-Angebote wie Spiegel-online.de, der tagesspiegel, etc. zeigen diese Fotos oder stellen noch zusätzlich Links zur Homepage von Europol bereit.

Was sind die Folgen einer solchen medialen Aufmerksamkeit?
Man sollte sich Gedanken darüber machen, ob ein solcher Medienrummel Verbrechern nicht möglicherweise einen Ansporn geben könnte, es auch in die Liste schaffen zu wollen.

Wieso also bereitet man Schwerverbrechern eine solche Bühne?
Dass der Bürger sich nun selbst auf Schwerverbrecherjagd begeben wird, oder man einen dieser Gesuchten beim Einkaufen wiedererkennen könnte um ihn der Polizei zu übergeben, ist recht unwahrscheinlich.
Ein zentrales Motiv der Medienschaffenden mag vermutlich das Maß an Sensation sein, das der Beitrag dadurch zugewinnt.

Ob solche Veröffentlichungen persönlicher Informationen über Schwerverbrecher nun eine tatsächliche Relevanz für den Normalverbraucher hat, darüber mag es verschiedene Meinung geben. Fakt ist, dass die Frage nach der Wirkung solcher Medienbeiträge nicht unberücksichtigt bleiben sollte.

print

Ein Gedanke zu „Most Wanted-Die Medien über Verbrecher

Kommentare sind geschlossen.