Stark sinkende Quoten, immer lauter werdende Kritik wegen zu viel Gewalt für einen Tatort, Hauptdarsteller Til Schweiger reagiert mit einem für seine Krimi-Kollegen herabwürdigenden Facebookpost und in nicht mal 4 Wochen soll bereits die Premiere des Kino-Tatorts steigen.

Das hatte sich Til Schweiger sicherlich ganz anders vorgestellt, als 2012 die ARD verkündete, dass er ab dem kommenden Jahr als Kommissar im Hamburger Tatort ermitteln würde. Der Hype war riesig, die Ankündigungen Schweigers ebenso. Er wollte vieles in Frage stellen und reformieren, was den Tatort in den letzten Jahrzehnten ausgemacht hat, als Beispiel dafür nannte er damals den legendären Vorspann, welches seiner Meinung nach „outdated“ sein würde oder ganz entfernt werden könnte. Damals war bereits der Aufschrei bei den Krimi-Fans groß, man konnte kaum glauben, dass Schweiger es wirklich Ernst meinte mit seinem Vorstoß. Auch wenn er sich in diesem Punkt entgegen seiner Ankündigung nicht durchsetzen konnte, setzten Schweiger und sein Team vor allen Dingen in Sachen Brutalität und Action neue Maßstäbe für den Tatort.
Daher war sein Debut im März 2013 absolut heiß erwartet worden. Die Quoten jedenfalls stimmten schon mal, knapp 12,57 Zuschauer, der beste Wert seit über 20 Jahren zu diesem Zeitpunkt, sahen Nick Tschiller beim Ermitteln im Herzen Hamburgs gegen den mächtigen, hochkriminellen und brutalen Arslan-Klan zu. Allerdings war die Zuschauergemeinde gespalten in ihrer Meinung zum ersten Schweiger-Tatort. In einer von der ARD durchgeführten Online-Umfrage fand ein Drittel der Befragten den Tatort zu brutal und zu viel actionreich, ein weiteres Drittel hingegen freute sich über diese neue Art Krimi, das verbleibende Drittel konnte sich nicht so wirklich zwischen einem „ordentlichen Debut“ und „so la la“ entscheiden.
In etwa dieses negativ eingestellte Drittel schaltete dann im zweiten Tatort von Schweiger gar nicht erst ein. Die Quote sank auf knapp 10 Millionen Zuschauer und dieser Trend sollte anhalten, sodass die Quote beim letzten Tatort, der aufgrund der Terroranschläge von Paris erst am 4. Januar 2016 ausgestrahlt worden ist, nur noch bei 7,46 Zuschauern lag. Ein kleines Debakel für den anspruchsvollen Til Schweiger.
Daraufhin fühlte sich Schweiger gezwungen noch am selben Abend ein Statement über Facebook abzugeben, indem er zunächst einmal sein Team, die Ideen und vor allen Dingen den Regisseur Christian Alvart loben und verteidigen wollte. Allerdings konnte er sich auch einige Seitenhiebe seinen Kritikern („Trottel, die darüber schreiben“) und überraschenderweise auch zwei Tatort-Kollegen („zwei moppelige Kommissare, die ne Currywurst verspeisen“) gegenüber nicht verkneifen. Der Aufschrei war natürlich groß, die Rechtfertigung Schweigers folgte allerdings nur einen Tag später in Form eines Interviews in der BILD-Zeitung, wo er zwar an seinen ursprünglichen Aussagen über Neid, Kritiker und seinen Kollegen festhält, allerdings die von ihm gewählten Formulierungen in Frage stellt: „Vielleicht hätte ich „Trottel“ durch ahnungslos ersetzen können. Das wäre pietätvoller gewesen.“
Die Frage ist natürlich wie es jetzt weitergeht mit Nick Tschiller in Hamburg, laut dem NDR wie geplant. Im Februar soll der langerwartete Kino-Tatort anlaufen, danach dann noch weitere 3 Filme im Ersten laufen. In Frage gestellt wird Til Schweiger also nicht, eine Verlängerung des Vertrags mit dem NDR ist aus heutiger Sicht allerdings doch recht unwahrscheinlich.
Ein Gedanke zu „Aufruhr um Schweiger-Tatort“
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