Während Lewis Hamilton am Sonntagabend bis tief in die Nacht seinen Titel feierte, war man im RTL-Lager wahrscheinlich ebenso schlaflos, wie der neu gekürte Formel 1-Weltmeister. Jedoch nicht aufgrund der Tatsache, dass Hamilton den Saisonendspurt für sich entschied, sondern weil man feststellen musste, dass es für den Free-TV-Sender die quotenmäßig schlechteste Saison seit 20 Jahren war.
Im Vergleich zum Vorjahr fiel das Zuschauerinteresse um fast eine Million Zuschauer pro Rennen. Somit verzeichnete RTL zum ersten Mal seit 1994 wieder einen Zuschauerdurchschnitt, der unter der 5-Millionen-Grenze lag. „Natürlich beschäftigt uns der rückläufige Zuschauertrend“, sagte RTL-Sportchef Manfred Loppe: „Trotz des großartigen Rennsports hat sich die Faszination in diesem Jahr ganz offensichtlich nicht so sehr für die breite Masse erschlossen. Auch das kaum nachvollziehbare Regelwerk und die mitunter unglückliche und kontraproduktive Außendarstellung der Königsklasse haben sicherlich den einen oder anderen Fan verärgert.“
Wenn man sich auf die Spurensuche nach den Gründen für die rückläufigen Quoten begibt, stößt man schnell auf die von Loppe angesprochenen Konfliktpunkte. Das zu dieser Saison neu eingeführte Regelwerk wurde schon im Vorfeld, vor allem von den Fans selbst, scharf kritisiert. Der Red-Bull-Chef und Besitzer von zwei Formel-1-Teams, Dietrich Mateschitz, nannte es „ein Reglement, das vorne und hinten nicht stimmt.“ Des Weiteren monierte er, dass man die Formel 1 „nicht niederreglementieren“ dürfe. Trotz der vielen warnenden Worte war man beim Dachverband FIA uneinsichtig und legte den Konstrukteuren schließlich zur neuen Saison das umstrittene Regelwerk zugrunde. Wenn man sich die sporadische Begleitung der Rennwochenenden auf Facebook und Twitter ansieht wird klar, was Loppe mit einer „kontraproduktiven Außendarstellung“ meint. Mit dem Verzicht auf die sozialen Netzwerke verschwendet man eine wichtige Ressource, mit der man sich selbst ganz leicht ins Rampenlicht stellen und auch Sympathiepunkte bei der jüngeren Generation sammeln könnte.
Die Leitragenden bei RTL geben sich nach dieser Katastrophensaison nun kämpferisch und wollen sich „die nötige Zeit nehmen, die Entwicklung sehr genau zu hinterfragen und konsequent die notwendigen Schlüsse für die Übertragungen im kommenden Jahr“ zu ziehen. Die Formel 1 bleibt in Loppes Augen „eine Premiummarke im deutschen Fernsehen“. Diese Aussagen sind vor dem Hintergrund, dass RTL auch für die nächste Saison die TV-Rechte innehat, allerdings wenig verwunderlich.
Quellen:
http://www.motorsport-total.com/f1/news/2014/11/formel-1-weiter-ruecklaeufige-tv-quoten-14112416.html
http://www.t-online.de/sport/formel-1/id_67734954/formel-1-hat-mit-ruecklaeufigen-tv-quoten-zu-kaempfen.html
http://www.formel1.de/news/business/2014-05-24/pirelli-ueber-sinkende-einschaltquoten-besorgt
http://www.nwzonline.de/motorsport/formel-1-lockt-weniger-fans-an_a_20,0,1420201733.html
http://www.news-item.de/sport/formel-1-rtl-sichert-sich-formel-1-ubertragungsrechte-fur-weitere-vier-jahre/
http://www.welt.de/sport/formel1/article120282966/Die-Formel-1-steht-vor-ihrer-groessten-Revolution.html
http://www.focus.de/sport/formel1/formel-1-formel-1-weiter-ruecklaeufige-tv-quoten_id_4297753.html