Häufig ist Journalisten unklar, welche Themen sie dem Zuschauer oder Leser vermitteln wollen und sollen. Zu ihren Aufgaben gehört es, Nachrichten zu analysieren und zu selektieren, nach Intentionen und neuen Informationen zu suchen. Auch sollen sie Ereignisse verständlich machen und einen Kontext herstellen.
Dazu gehört auch der Einsatz von Bildern und Videos in ihrer Berichterstattung. Diese dienen meist zur Verdeutlichung der Realität. Doch stellt sich hier die Frage: Wie viel Realität ist dem Rezipienten zumutbar?
Unsere heutige Gesellschaft wird zunehmend mit Krisen, Konflikten und Kriegen konfrontiert. Bestimmte Gräueltaten müssen nach Ansicht vieler Journalisten in den Medien gezeigt werden, um deren Auswirkungen auf die Gesellschaft zu demonstrieren. Doch welche Gräueltaten sind gemeint?
Die Extremistengruppe Islamischer Staat (= IS) enthauptet zunehmend ihre Geiseln, die sie dabei filmen und die Videos auf der ganzen Welt über soziale Netzwerke veröffentlichen.
Der US-Journalist James „Jim“ Foley wurde 2012 von IS-Terroristen entführt und nach 635 Tagen, am 19.August 2014, vor laufender Kamera hingerichtet. Dieses Video sorgte für Unruhen in der Medienwelt: Was sollte man damit tun? Veröffentlichen, oder geheim halten?
Die Mehrheit der Nachrichten-Redaktionen verzichtete auf Schockbilder: Die ARD brachte in der „Tagesschau“ ein verpixeltes Foto von Foley kurz vor seiner Hinrichtung, gefesselt und kniend neben seinem Henker. Sie zeigten keine weiteren Bewegbilder. Auch ZDF, Spiegel Online, Süddeutsche Zeitung, RTL, Deutsche Presseagentur und viele weitere waren sich einig, das Video nicht zu veröffentlichen, um die Würde Foleys zu bewahren.
Sicher ist nämlich, dass Foleys Mörder den Journalisten entwürdigen wollten. Jedoch zeigte dieser sich mit Hilfe seiner standhaften Haltung und seinem trotzigen Gesichtsausdruck tapfer und nahm somit seinen Mördern die Würde.
Die Redaktionen sind sich einig, dass dieser Triumph Foleys der Welt gezeigt werden muss. Seinen darauffolgenden Todeskampf hingegen muss niemand sehen.
Foley ist nur einer von vielen enthaupteten Opfern. Immer wieder erscheinen neue Schlagzeilen in den Medien wie: „ IS enthauptet offenbar weitere Geisel“ oder „Getötet in einem Akt reiner Bosheit“. Es liegt nun vor allem an den Redaktionen, nicht in die Falle der IS-Propaganda zu treten und die Videos doch zu veröffentlichen. Es liegt in der Natur vieler Menschen, wissen zu wollen, was sich Menschen untereinander antun. Sei es noch so grausam.
Aus diesem Grund ist es wichtig, dass wir alle, die an Freiheit und Demokratie glauben, diese Gewaltideologie ablehnen und den Opfern und ihren Familien Respekt zeigen, um die Menschenwürde auch nach dem Tod zu erhalten.
Quellen:
Stormer, Carsten (2014): Die Würde stirbt zuerst, Das Medienmagazin Journalist, November 2014
http://www.spiegel.de/politik/ausland/james-foley-enthauptung-nachruf-is-a-987229.html
http://www.tagesspiegel.de/medien/james-foley-wie-zdf-und-ard-auf-das-propaganda-video-von-der-enthauptung-des-us-reporters-reagierten/10365536.html
http://www.tagesschau.de/ausland/medien-schockbilder-101.html
http://www.welt.de/politik/ausland/article134387115/Terrormiliz-IS-enthauptet-offenbar-weitere-Geisel.html
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