Na klar, Grünstrom ist doch umweltfreundlich! Oder? So steht es zumindest überall.
Das Klima muss gerettet werden, das weiß inzwischen jeder. Und wie? Großer Wert wird auf erneuerbare Energien gelegt. Diese sollen uns vom „bösen“ Strom aus Kohle- und Kernkraftwerken erlösen, der unserer Umwelt schädigt. Also verbannen wir den sogenannten Graustrom und zahlen mehr Geld, um unser Gewissen mit Grünstrom zu besänftigen. Dieser Strom kommt teilweise aber trotzdem aus den Kohle- und Kernkraftwerken.
Überhaupt werden um die Produktion von Grünstrom viele Geheimnisse gehütet. Einige Firmen wollen sich durch ein sogenanntes „Greenwashing“ für Kunden attraktiver gestalten – behalten dabei aber die Details für sich, während sie überall mit den positiven Aspekten werben. Aber abgesehen davon, dass der grüne Strom eher dunkelgrün mit einem grauen Teint ist – wie wird er überhaupt produziert?
Jeder kennt Solarenergie und Windkraft und weiß, wie diese funktionieren. Dann kommen die Wasserkraft und nachwachsende Rohstoffe.
Wasserenergie als Umweltschädling
So funktioniert’s: An einem Staudamm wird durch Turbinen und Generatoren Fallwasser eines Stausees in elektrische Energie umgewandelt. Dabei ist die Wasserkraft die meist genutzte erneuerbare Energie.
Eines der führenden Länder im Bezug auf Wasserkraft ist Brasilien. Dort werden 75% des Stroms aus Wasser bezogen. Und damit wird auch stark geworben. Der Vorteil dabei ist, dass sie so absolut unabhängig von Kernkraft sind. Aber was sind die Nachteile, die die Unternehmen ungern erwähnen?
Das Land will die Wasserkraft noch viel weiter ausbauen, da in Brasilien ja viel Spielraum dafür gibt: den Amazonas. Dort sollen noch viele weitere Dämme gebaut werden. Dafür werden einige Flüsse zur Vergrößerung umgeleitet und riesige Flächen des Regenwaldes überschwemmt. Die Folgen davon sind extrem:
- Viele Dörfer werden überflutet und ihre Bewohner sind gezwungen umzusiedeln.
- Unmengen an Tierarten verlieren ihr natürliches Umfeld, sterben oder sind vom Aussterben bedroht.
- Die Pflanzen, die dann im Wasser verrotten, setzen viel Methan frei, ein Gas, das noch mehr zum Treibhauseffekt beiträgt als CO2.
- Während an einigen Stellen Gebiete überschwemmt werden, trocknen andere Gebiete aus, weil die Flüsse dort nicht mehr lang fließen und werden zur Wüste. So verschwindet dort auch ein Transportmittel: Das Wasser.
- Große Teile des Regenwalds werden zerstört.
Doch wem kommt der gewonnene Strom zu Gute? Der Industrie natürlich. Diese stößt wiederum viel CO2 aus, was dem Klima schadet und als Folge der Staudämme mangelt es am Regenwald, um das CO2 aus der Luft zu filtern. Im Endeffekt ist die Luftverschmutzung und Zerstörung des Klimas verheerender, als bei den traditionellen Energiequellen. Aber sollte nicht genau das durch Grünstrom verhindert werden?
Biokraftstoffe in Deutschland
In Deutschland ist es Vorschrift, dass alle Kraftstoffe einen Mindestanteil aus biologischem Anbau nutzen. Dafür werden riesige Rapsfelder angelegt, die den Bedarf abdecken sollen. Tun sie das? Nein, denn abgesehen von dem hohen Aufwand der Produktion, geben 3kg Raps nur einen Liter Öl her. Daher muss die Hälfte des deutschen Bedarfs importiert werden.
Zur Biogasherstellung werden große Flächen an Energiemais angebaut. Klingt ja eigentlich nicht schlecht, denn immerhin sind es ja Pflanzen, die angebaut werden, und das kann ja wohl kaum der Umwelt schaden.
Nicht ganz. Da nur noch Mais angebaut wird, verlieren viele Tiere ihr Umfeld, weil sie in und von Maisfeldern nicht leben können. Zusätzlich lässt das exzessive Anbauen von Mais dem Boden keine Zeit lässt, sich zu erholen.
Wird denn wenigstens viel Energie dabei gewonnen? Leider nicht. Denn Biogasanlagen verbrauchen teilweise 1000 Tonnen an Mais. Rechnet man also die Produktion, den Anbau, die Ernte und alles, was dazu gehört, zusammen, kommen wir fast bei Null raus. Bezieht man dann auch noch Emissionen bei dem Prozess mit ein oder wenn Felder brach liegen, ist das Ganze klimafeindlich.
Machen wir zum Schluss noch einen kurzen Ausflug nach Indonesien, der Marktführer in der Produktion von Palmöl, welches auch nach Deutschland importiert wird. Für die Herstellung müssen dort große Flächen an Regenwald gerodet werden, um die nötigen Palmen anzubauen. Die Rodung ist natürlich extrem umweltschädlich. Hinzu kommt aber, dass dort Wald auf Torf-Boden gerodet wird. Das heißt, dieser Boden gibt Unmengen an CO2 ab, die er über Jahrtausende gesammelt hat. Außerdem verlieren dort wieder viele Tiere ihre Heimat. Also doch wieder alles schädlich.
Dies sind alles Prozesse, die eigentlich unser Klima und daher unsere Zukunft retten sollten, doch dabei bewirken sie das Gegenteil. Und warum? Weil darüber nicht informiert und berichtet wird. Denn unzufriedene Konsumenten zahlen weniger, also tut die Energieindustrie ihr bestes, alles unter den Teppich zu kehren.
Während die internationalen Medien also lieber über den Hüftumfang von Stars oder die Biegsamkeit neuer Mobilfunkgeräte beschreiben, hat das Nicht-Informieren über gewisse Themen wie den Klimawandel einen erheblichen Einfluss auf unsere Welt.
Quellen:
http://www.weltderphysik.de/gebiet/technik/energie/energiequellen/erneuerbare-energien/
http://de.wikipedia.org/wiki/Erneuerbare_Energien
http://www.3sat.de/page/?source=/kulturzeit/themen/170327/index.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Biokraftstoff
http://www.zeit.de/wissen/umwelt/2012-08/amazonas-staudamm-brasilien-energie
Ein Gedanke zu „Grüner Strom = Guter Strom?“
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