Topfvollgold – Geschichten vom Ende des Regenbogens

Personalisierung, Emotionalisierung und Dramatisierung. Mit diesen Präsentationsstrategien versuchen die Boulevardblätter ihre Leser zu gewinnen und zu unterhalten. Unterhaltung um jeden Preis. Je dramatischer desto besser. Hauptsache es kommt eine sensationelle Story am Ende dabei raus. Nach diesem Motto scheinen viele Boulevardzeitschriften in der heutigen Zeit zu verfahren. Doch wie weit darf Boulevardjournalismus gehen? Ist es wirklich in Ordnung die Privatsphäre und Persönlichkeitsrechte von Menschen gänzlich zu ignorieren und Fakten einfach zu erfinden? Denn ob das berichtete der Wahrheit entspricht oder nicht scheint heutzutage keinen mehr zu interessieren. Boulevardzeitschriften entwickeln sich immer mehr zu einem Portal von Märchen- und Lügengeschichten und das meist auf Kosten von ahnungslosen Prominenten. Banalitäten werden zu vermeintlich sensationellen Storys aufgebauscht. Seriöse Recherche scheint selten der Fall zu sein. Ganz im Gegenteil! Nicht selten werden Fakten sogar einfach erfunden. Die Frage die sich einem da stellt ist wo die Pressefreiheit ihre Grenzen hat? Erst kürzlich ging der Schauspieler George Clooney gegen die britische Yellow Press in die Offensive, welche darüber berichtete, dass Clooneys Schwiegermutter die geplante Hochzeit mit seiner Partnerin ablehne. Eine gänzlich erfundene Geschichte, die tief in die Privatsphäre von Clooney und dessen Familie eindrang und schon fast an eine Hetzjagd der Journalisten erinnert. Seriöse Recherche? Wer braucht das schon! Man kann ja auch Fakten erfinden und diese glaubwürdig verkaufen. Ein fast schon unmenschliches Verhalten der Boulevardpresse, welches immer schlimmer zu werden scheint.
Genau diesem „Phänomen“ widmen sich seit einem Jahr zwei Journalistikstudenten aus Dortmund, indem sie sich zur Aufgabe gemacht haben, diese Unwahrheiten, die die Boulevardzeitschriften verbreiten, aufzudecken. In ihrem „watchblog“ „Topfvollgold – Geschichten vom Ende des Regenbogens“ nehmen die beiden Studenten die angeblich sensationellen und angeblich der Wahrheit entsprechenden Geschichten der Boulevardblätter etwas genauer unter die Lupe und überprüfen, ob denn überhaupt ein Körnchen Wahrheit an der Story zu finden ist. Nicht ganz überraschenderweise ist dies nur selten der Fall wie sich nach der Recherche der beiden Blogger herausstellt: „In der Regenbogenpresse wird die Wahrheit nicht nur verdreht. Oft sind die Geschichten auch ganz klar erlogen“, so einer der beiden Gründer des Blogs. Und so haben die beiden Blogger schon viele schlicht erfundene Beiträge der Boulevardzeitschriften als schlichte Lügen entlarvt und nehmen diese immer wieder aufs Korn. Es ist amüsant und erschreckend zugleich die Ergebnisse der Recherche der beiden Studenten sich näher anzuschauen, da man dadurch einen ganz anderen Blick auf die Boulevardpresse bekommt und sich beim nächsten Lesen hinterfragt, ob der Beitrag überhaupt der Wahrheit entspricht. Mittlerweile hat der Blog, welcher ursprünglich als Praxisteil ihrer Bachelorarbeit angesehen war, täglich rund 2000 Leser. Darunter auch Prominente wie Günther Jauch, welcher immer wieder Opfer falscher Berichterstattung war und ist und die aufklärerische Wächterfunktion des Blogs begrüßt: „´Topfvollgold‘ ist momentan die einzige ernstzunehmende Seite im Netz, die sich die Mühe macht, den wöchentlichen Schrott der Yellow Press nicht nur durchzuarbeiten, sondern den publizistischen Dreck, der da abgesondert wird, auch als solchen zu benennen“.Mit ihrem Blog leisten die beiden Studenten einen großen Beitrag zur Bekämpfung des Sensationsjournalismus, indem sie auch falsche Berichterstattungen an die Betroffenen weiterleiten und die Berichte beim deutschen Presserat melden.
Natürlich wollen wir alle durch die Berichterstattung der Boulevardpresse auch unterhalten werden und finden es interessant und teils auch amüsant über das Leben und die kleinen Geheimnisse der Schönen und Reichen zu lesen. Aber dort wo Unwahrheiten verbreitet und die Privatsphäre von Menschen mit Füßen getreten wird geht Pressefreiheit zu weit. Und so ist es gut zu wissen, dass es noch Menschen gibt, denen die Privatsphäre anderer am Herzen liegt und den üblen Machenschaften der Boulevardpresse Einhalt geboten wird.

 

Quellen:

Kohlmaier, Matthias (21.08.2013): Wühlen in der klebrigen Melange, in: sueddeutsche.de, URL: http://www.sueddeutsche.de/medien/yellowpress-watchblog-topf-voll-gold-wuehlen-in-der-klebrigen-melange-1.1749390 (15.07.2014).

Braun, Dr. Marie-Luise (31.03.2014): Watchblog „Topf voll Gold“ nimmt Regenbogenpresse aufs Korn, in: noz.de, URL: http://www.noz.de/deutschland-welt/medien/artikel/463561/watchblog-topf-voll-gold-nimmt-regenbogenpresse-aufs-korn (15.07.2014).

Alvarez, Sonja (02.03.2014): Nur die Lüge zählt, in: tagesspiegel.de, URL: http://www.tagesspiegel.de/medien/ein-topfvollgold-ueber-die-regenbogenpresse-nur-die-luege-zaehlt/9556926.html (15.07.2013).

http://www.topfvollgold.de/

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