Der Perlentaucher ist eine Internetplattform, die alles Mögliche macht. Unter Anderem Zeitung lesen. Und das auch nicht immer unkritisch. Buchkritiken aus verschiedenen Printmedien werden rezensiert, die Rezensionen veröffentlicht. Die Feuilleton-Ressorts aus verschiedenen Printmedien werden ausge- und bewertet. Die Ergebnisse werden im Internet veröffentlicht – zur Freude von etwa 600.000 Besuchern, die Perlentaucher monatlich schätzungsweise hat.
Aber der FAZ, der scheint der Perlentaucher doch ein Dorn im Auge zu sein. Fünf Artikel und zwei Prozesse gegen den Perlentaucher hat die Zeitung in den letzten zwei Jahren gegen das Internet-Unternehmen angestrengt. Einen Prozess hat sie verloren, den anderen gewonnen. Und der Streit nimmt kein Ende. Der letzte kritische Bericht der FAZ über Perlentaucher gab nun wohl ausreichend Anlass für eine Antwort von Thierry Chervel, Mitbegründer von Perlentaucher – und das Ganze nicht online auf Perlentaucher.de, sondern gedruckt im Feuilleton der Frankfurter Rundschau. Die stellt dem Perlentaucher in Person Thierry Chervel das Printmedium zu seiner Verteidigung zur Verfügung, begründet dies mit dem Gerechtigkeitsgefühl der FR-Redaktion und damit, dass der Ressortchef des FR-Feuilletons Arno Widmann selbst Mitarbeiter bei Perlentaucher ist.
In dem Artikel von Thierry Chervel geht es hoch her. Von einer „FAZ-Kampagne“ ist die Rede und von einem Zusammenschluss der FAZ mit der SZ, „um den Perlentaucher wegen seiner Zusammenarbeit mit Internetbuchhändlern zu verklagen, an die er seine Kurzartikel über die Buchrezensionen der Zeitungen weitervertreibt.“ In erster Instanz hatten die Zeitungen verloren, die zweite Instanz folgt in nächster Zeit.
„Journalismus ist das nicht.“ So beendet Chervel seinen Artikel in der FR. Ein starker Abgang. Gerade im Hinblick auf die aktuell immer wieder aufgeworfene Diskussion um Qualitätsjournalismus – wenn auch mit anderen Hintergründen.
Wovor hat die FAZ Angst? Vor Kritik an ihrer Kritik? Vor der Konkurrenz aus dem www? Und wird es in den nächsten Tagen wieder eine Antwort in der FAZ zu lesen geben? Oder sogar in der SZ? Fragen über Fragen… In diesem Sinne: Auf in die nächste Runde.
Quellen:
www.fr-online.de
www.perlentaucher.de
www.faz.net
www.netzeitung.de
Das ist mal wieder so ein Fall wo ich mir denke ‚ich verstehe die Welt einfach nicht
!‘. Ich selber schaue mich auch ganz gerne auf der Perlentaucher-Seite um – von daher fällt es mir vermutlich auch schwer bei dieser Diskussion objektiv zu sein. Dennoch: Ich verstehe es nicht. Sollten oder könnten FAZ (und SZ) die Seite nicht eigentlich als Werbung für ihre Produkte verstehen? Um eine vollständige Information zu erhalten klickt man doch auf den Link und landet bei der Quelle, also z.B. bei der FAZ. Für mich hat das Verhalten der FAZ einen Beigeschmak von Neid, weil da anscheinend jemand besser auf Bedürfnisse von Online-Nutzer reagiert (reagieren kann).
Falls mir jemand beim Verständnis der Diskussion helfen kann, würde ich mich sehr freuen.
Die FAZ hat Angst, dass weniger Leute ihre Zeitung kauft, wenn Perlentaucher.de die Buchkritiken der FAZ zusammenfasst. Was in Augen der FAZ außerdem problematisch ist, ist die Tatsache, dass Perlentaucher.de die Rechte zur Weiterverwendung dieser Zusammenfassungen weiterverkauft, zum Beispiel an Onlinebuchläden. Dies waren zumindest die Argumente der FAZ im Prozess.
Genau das… Und das bei gerade mal jeweils 10-15 Zeilen zusammengefasster Rezensionen aus den verschiedensten Tageszeitungen. Aber so ist das mit dem lieben Geld, von dem man glaubt, dass es einem durch die Lappen gehen könnte.
Was ich selbst noch interessant finde: Bei dem verlinkten Artikel der FAZ sind auch die Kommentare lesenswert. Hier äußern sich Leser der FAZ selbst kritisch zum Verhalten der FAZ gegenüber Perlentaucher. Unter anderem wird der FAZ vorgeworfen, sie würde mit solchen Artikeln Perlentaucher nach der juristischen Niederlage nachtreten wollen. Aber ob das ausreicht, um die FAZ von ihrem Konfrontationskurs abzubringen?
Wahrscheinlich nicht, Rechtsabteilungen und Anwälte wollen ja auch beschäftigt werden. Außerdem habe ich den Eindruck, dass sich generell immer mehr die Mentalität durchsetzt erstmal zu klagen bzw. abzumahnen, also konstruktiv miteinander zu reden.