Viele kennen es, das Problem der intersubjektiven Nachvollziehbarkeit wissenschaftlicher Texte. Da sitzt man nun vor einer Hausarbeit, einem Essay oder jedweder Form wissenschaftlichen Dokuments und denkt über das Sujet: „Mensch, darüber hab‘ ich doch mal irgendwo etwas gelesen…“. Dumm nur, wenn einem die Quelle nicht mehr einfällt oder man fälschlicherweise gar davon ausgeht, dieser famose Geistesblitz sei Produkt der eigenen Vernunft. (Letzteres – durchaus auch intendiert – scheint ja offensichtlich gerade in Zeiten digitaler Nachprüfbarkeit des „eigenen“ geschriebenen Wortes ein nicht zu unterschätzendes Problem geworden zu sein; man bediene sich diverser Beispiele, wie die des Herrn K.T. von und zu G. oder einer gewissen Frau S.)
Hätten diese Herrschaften, die hier nur am Rande und in anonymisierter Weise erwähnt werden, sich doch einmal die Redaktion der Zeitschrift „ZEIT WISSEN“ zum Vorbild genommen, wäre ihnen wohl so manches erspart geblieben.
„ZEIT WISSEN“ ist ein vom Zeit-Verlag herausgegebenes Magazin, das sich auf Wissensfragen – wie der Name bereits suggeriert – spezialisiert hat und alle zwei Monate erscheint. So weit, so gut. Die eigentliche Neuerung besteht aber darin, dass man sich dazu entschlossen hat, die wichtigsten zu Rate gezogenen Quellen am Ende eines jeden Artikels preiszugeben, um dem Medium „[e]inen transparenteren und persönlicheren Charakter“ zu verleihen, wie Jan Schweitzer, Chefredakteur bei „ZEIT WISSEN“ verlauten ließ. Ferner sollen auch die Beweggründe der jeweiligen Autoren bekanntgegeben werden, indem man klarstellt, warum, wieso, weshalb, wann und wo welche Bücher gelesen, Studien ausgewertet, Experten ins Verhör genommen oder Datenbanken durchforstet wurden.
Dabei bleibt es allerdings nicht, denn multimediale Zeiten erfordern multimediale Mittel, und so kann der Leser seine Quellensuche im WWW weiterführen, denn dort sollen ab der nächsten, am morgigen Dienstag, 11.06.2013, erscheinenden Ausgabe, alle Quellen offengelegt werden. Des Weiteren verspricht sich die Redaktion von dieser „Vernetzung“ Online-Diskussionen von Lesern im Anschluss an die Artikel, vorrangig über die Quellen selbst und deren Qualität (oder eben deren Fehlen). Von einer potentiellen Kritikflut der Leserschaft hat man indes nicht viel Angst beim Zeit-Verlag, denn laut Schweitzer „hilft [sie], um das Heft noch besser zu machen“.
Vielleicht sehen dies nun gewisse Herrschaften – die hier ja nur am Rande und in anonymisierter Weise erwähnt werden – als Ansporn beim nächsten Mal auch ihre Quellen zu offenbaren, denn „ZEIT WISSEN“ geht mit gutem Beispiel und weitaus mehr Sympathiepunkten mit einer verkauften Auflage von 92.790 Exemplaren im ersten Quartal 2013 voran.
Quellen:
IVW – Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V. (2013): ZEIT WISSEN. URL: http://daten.ivw.eu/index.php?menuid=1&u=&p=&detail=true. (08.06.2013).
Melzer, Melanie (2013): „Transparenter“ und „persönlicher“: „Zeit Wissen“-Redaktion veröffentlicht ihre Quellen. URL: http://kress.de/tagesdienst/detail/beitrag/121612-transparenter-und-persoenlicher-zeit-wissen-redaktion-veroeffentlicht-ihre-quellen.html. (08.06.13).