Medienkonflikt beim NSU-Prozess

Am 06.05.13 startet der Prozess gegen Beate Zschäpe, das einzige noch lebende Mitglied der rechtsradikalen Terror-Organisation „Zwickauer Terrorzelle“.

Abseits vom eigentlichen Prozess kam es bei der Presseplatzvergabe zu einigen Problemen:  Zunächst vergab das Oberlandesgericht München die Plätze nach der zeitlichen Reihenfolge des Eingangs. So kam es einerseits dazu, dass freie Journalisten einen Platz hatten, renommierte Nachrichtenagenturen wie AP und AFP jedoch nur auf der Nachrückerliste standen, andererseits bekam keines der acht türkischen Medien einen Platz, obwohl der Zusammenhang zwischen ihnen und den Opfern des „Nationalsozialistischen Untergrundes“ offensichtlich ist.

Folglich kam es zu Beschwerden und das Oberlandesgericht entschied sich die Plätze durch ein Losverfahren komplett neu zu verteilen und somit alles dem Zufall zu überlassen. Das Ergebnis: Zwar hatten zwei türkische Medien Glück, die Zeitung „Hürriyet“ und „Evrensel“ konnten einen Platz ergattern, andere deutsche Medien, wie zum Beispiel die „taz“ oder „FAZ“ aber auch internationale Medien gingen leer aus.

Ein Los sorgte bei der Veröffentlichung für Schmunzeln; die Frauenzeitschrift „Brigitte“ erhielt einen Platz. An dieser Stelle stellt sich natürlich die Frage ob die „Brigitte“, dessen thematischer Schwerpunkt aus Ernährung, Celebrity News und Mode besteht, nicht unnötigerweise den Presseplatz für andere, diesem Thema näher liegende Medien blockiert?

Trotz einiger Proteste gegen dieses durch das Oberlandesgericht bezeichnete „angemessen[e] und gerecht[e]“¹ Verfahren, hat die „taz“ eine Lösung gefunden: Sie kooperiert mit dem Radiosender „Radio Lora München“ und der türkischen Zeitung „Evrensel“. Die beiden Medien, die im Gegensatz zur „taz“ über einen festen Presseplatz im Gerichtssaal verfügen, werden diesen Platz in regelmäßigen Abständen der „taz“ überlassen. Im Gegenzug bietet die „taz“ journalistische Leistungen, wie zum Beispiel das zur Verfügung stellen von Texten an.

Es bleibt also abzuwarten ob die Platzvergabe für den durchschnittlichen Medienkonsumenten einen Unterschied macht, schließlich verbreitet sich Information schlagartig über das Internet, Zeitungen ohne festen Platz übernehmen Information von Nachrichtenagenturen oder anderen Medien. Interessant zu sehen wird es jedoch sein, wie die verschiedenen Medien den Prozess deuten und wo es bei den Interpretationen des Geschehens im Gerichtssaal Unterschiede und Gemeinsamkeiten geben wird.

 

Quellen

¹http://www.spiegel.de/panorama/justiz/nsu-prozess-in-muenchen-presseplaetze-sind-neu-verteilt-a-897137.html (letzter Aufruf 06.05.13)

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/nsu-prozess-vor-oberlandesgericht-muenchen-hat-begonnen-a-898272.html (letzter Aufruf 06.05.13)

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/nsu-prozess-tuerkische-medien-ohne-feste-plaetze-a-890891.html (letzter Aufruf 06.05.13)

http://kress.de/tagesdienst/detail/beitrag/121159-presseplaetze-im-nsu-prozess-die-taz-verbuendet-sich-mit-zwei-medien.html (letzter Aufruf 06.05.13)

print