Der Unmut des Fernsehens: Stell dir vor, es läuft nur Quatsch, und niemand sieht hin….

»Die Entwicklung des Fernsehens verläuft in drei Phasen. Phase eins: Intelligente machen Fernsehen für Intelligente. Phase zwei: Intelligente machen Fernsehen für Dumme. Phase drei: Dumme machen Fernsehen für Dumme. Gegenwärtig befinden wir uns im Übergangsstadium zwischen Phase zwei und Phase drei. «
(Johannes Gross, irgendwann Mitte der achtziger Jahre)*

So formulierte er, der Publizist, Aphoristiker, Journalist und Krawattenmann des Jahres 1980, seinen Bedenken gegenüber dem Fernsehen, eine der wenigen Kritiken, die expizit den Produzenten, im weitesten Sinne, als mitverantwortlich an dem Verfall des Fernsehens wähnt.

In Anbetracht der Tatsache, dass es etwa 20 Jahre her ist, dass er dies äusserte, stellt sich die Frage, in welcher Phase wir uns jetzt befinden. Dürfen wir uns optimistisch zeigen, und behaupten dass wir sicherlich noch die Kurve kriegen? Falls nicht, wie lange kann so ein Übergang dauern? Oder könnte es sich bei diesem Modell auch um einen Kreislauf handeln, dessen dritte Phase schon ein paar Jahre zurückliegt, und an dessen Anfang wir es, gerade mit viel Mühe, aber wieder geschafft haben??? Fragen die sicherlich schwer zu beantworten sind … Eine andere Frage, die dieser Zustand mit aufwirft, ist die, ob wir, als Rezipienten und Produzenten, zu dumm oder zu feige sind, dies zu ändern?

Quoten gelten als ausschlaggebendes Messintrument für jegliche Belange, und bestimmen damit das Programm. Dabei sind diese noch lange kein Qualitätsgarant. Dennoch stellen sie für Medienschaffende, die beste Ausrede dar, weiterhin abgetrampelte Pfade abzulaufen, ohne selbst Verantwortung für das zu übernehmen was man produziert. Denn Schuld sind nur die Zuschauer die hinsehen!

Hierzulande scheint sich das Fernsehen, mit seinem Alibi der Quoten, geradezu vor jeglicher Innovation zu sträuben. Der ständig neu konjugierte Bildungsauftrag seitens öffentlich-rechtlicher Sender, den es zu erfüllen gilt, führt dazu dass es eben noch einen zusätzlichen Politik-Talk gibt, der die wenigsten (dummen oder intelligenten) Menschen interessiert. Nicht anders verhält es sich bei den privat-kommerziellen Sendern, nur das es sich hier um einen, eher schlecht als recht wahrgenommen, Unterhaltungsauftrag handelt.

Ein Blick über den Ozean zeigt, dass Fernsehen so viel mehr sein kann, als das was ich fast jeden Abend abschalte.

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