Schon Natalie Portman hatte es nicht leicht, als sie im Ballettthriller Black Swan besagte Hauptrolle übernahm und darüber prompt ihren Verstand verlieren durfte.1
Der Vorwurf seitens der Tanzwelt über die fehlende Authentizität des oscarprämierten Films2 verlief noch relativ unbemerkt. Schlimmer war jedoch, dass Sarah Lane, Tanzdouble von Natalie Portman und Solistin des American Ballet Theatre, völlig übergangen worden ist. Wo in Filminterviews nämlich der Eindruck entstand, dass es sich bei den Tanzszenen um Portmans Eigenleistung handelte, war in fast allen Fällen der Körper ihrer Doppelgängerin zu sehen (Stichwort: Face Exchange Technologie).3
Wem die Darbietung von Natalie Portman zu übertrieben oder gar unglaubwürdig erschien, darf sich nun wieder daran erinnert fühlen, dass sich die wahren Tragödien außerhalb der Filmwelt ereignen. So geschehen z.B. 1994, als Eiskunstläuferin Nancy Kerrigan einem Angriff mit einer Eisenstange zum Opfer fiel und sich ihre damalige Kontrahentin, Tonya Harding, als Drahtzieherin des Attentats entpuppen sollte.4
Und so geschehen auch letzte Woche, in der Sergej Filin, Ballettchef des Bolschoi-Theaters in Moskau, nach einem Säureangriff schwere Verletzungen davongetragen hat.5 Die Motive aus Neid und Intrige, Ansehen und Macht in der Welt des Tanzes könnten klassischer nicht sein.
Wir befinden uns in einer Welt, wo Erfolg stark vom persönlichen Wohlwollen einiger einflussreicher Gönner abhängig ist und wo man für das öffentliche Renomee über Leichen zu gehen bereit ist. Einer Welt, wo die Eintrittskarten selbst auf dem Schwarzmarkt Beträge im Hunderterbereich erzielen.6
Bei Konflikten im Tanz, so lernen wir aus alledem, geht es immer gleich an die Substanz.
An die Substanz, oder eher um die Substanz, ging es vergangene Woche auch im Radsport, wo Lance Armstrong ganz nach amerikanischem Geschmack (Stichwort: Tränendrüse) seine Schuld bezüglich der Dopingvorwürfe einräumte. Die wirklich interessanten Fragen, etwa dass ein ganzes Netzwerk zur Vertuschung einbezogen werden musste und an welcher Stelle Korruption betrieben worden ist, blieben dabei jedoch unbeantwortet.7
Vielleicht kann man aus all diesen Geschichten auch nur eine Lehre ziehen. Nämlich welche offenkundigen Vorzüge es hat, Oprah Winfrey zu sein.
Die sah im Interview mit Armstrong wieder einmal umwerfend aus.
Quellen (letzter Abruf: 20.1.2013)
1. http://www.zeit.de/kultur/film/2011-01/black-swan-film/seite-1
2. http://www.zeit.de/kultur/2011-01/john-neumeier-black-swan
3. http://faz-community.faz.net/blogs/tanz/archive/2011/05/09/der-skandal-um-den-falschen-schwarzen-schwan.aspx
4. http://www.spiegel.de/sport/sonst/eiskunstlauf-die-eishexe-kehrt-zurueck-a-44084.html
5. http://www.heute.de/Bolschoi-Ballettchef-mit-Säure-attackiert-26219850.html
6. ebd.
7. http://www.zdfsport.de/Armstrongs-Geständnis-wirft-neue-Fragen-auf-26216148.html