60 Jahre Bild

Wer von euch hat sich auch so gewundert wie ich, als er vorletztes Wochenende eine Bildzeitung in seinem Briefkasten fand?

Als nichtregelmäßige Bild-Leserin ist es an mir völlig vorbei gegangen, dass dieses Blatt schon 60 Jahre wird. Zuerst wollte ich die Zeitung einfach wegschmeißen, doch dann hab ich gedacht „Wirf doch mal nen Blick rein“. Ich lese Bild nie, vielleicht habe ich diese Zeitung bisher 10 mal in meinem Leben gelesen. Ich kann Menschen nicht verstehen, die Bild als Zeitung lesen und sich ihre politische Bildung daraus ziehen. Für mich ist Bild keine Zeitung, sondern nichts weiter als ein Boulevardblatt. Doch eben diese Bild gewinnt den Henri-Nannen-Preis oder den renommierten Herbert-Quandt-Medienpreis. Da stimmt doch was nicht?!

Bild polarisiert, provoziert und beleidigt. Doch eben ohne diese Bild sähe die Medienlandschaft vielleicht auch sehr langweilig aus. Kai Diekmann, der Chefredakteur der Bild sagt:

Die „Bild“-Zeitung will nicht die beliebteste Zeitung des Landes sein. Journalismus ist auch kein Beliebtheitswettbewerb. Diese Zeitung will unbequem sein, und sie will aufregen. Das ist der Markenkern von „Bild“. Und wenn Sie aufregen wollen, müssen Sie Leuten auf die Füße steigen, provozieren, polarisieren. Dann müssen Sie mit Ihren Geschichten, mit den Schlagzeilen, mit der Gestaltung an Grenzen gehen, manchmal auch an die Grenzen des guten Geschmacks.

Damit hat er wohl Recht, Bild geht oft an die Grenzen des guten Geschmacks und oft fragt man sich, wer sowas lesen bzw . wissen will. Doch es ist das gemeine Volk und wahrscheinlich auch viele, die gar nicht zugeben wollen, dass sie Bild lesen, die eben darauf anspringen.

Die Bild rühmt sich damit für jeden zu schreiben. Jeder kanns verstehen und jeden betriffts.

Anders als die „FAZ“ oder die „Welt“ berichten wir nicht nur darüber, was in der Welt los ist, sondern wir versuchen auch, darüber zu berichten, wie das, was passiert, von den Menschen empfunden wird. Ich bin fest davon überzeugt, dass dieser emotionale Zugang bei vielen Geschichten direkter zur Wahrheit führt als das Bemühen um Ratio und Logik.

Bild spricht die Emotionen der Leser an und hat damit Erfolg, denn sie ist mit 12 Millionen Lesern die meistgelesene Zeitung Deutschlands und sogar europaweit. Irgendwas muss diese Zeitung also ziemlich richtig machen.

Bild wird von vielen Menschen kritisiert für ihren Journalismus und für ihre Meinungsmache. Doch gibt man der Bild-Zeitung nicht eben damit die Plattform, um so erfolgreich zu sein. Wenn nicht über sie so sehr gestritten und gesprochen würde, wäre diese Zeitung vielleicht auch nicht so mächtig. Macht Bild Meinungen oder nimmt sie nur Meinungstrends auf und gibt sie wieder? Anscheinend hat die Bild aber einen großen Einfluss auf die Meinung der Bevölkerung und das finde ich zum Teil fatal. Ich finde, dass die Bild ihre Machtposition oft missbraucht, um gegen andere zu hetzen und sie durch den Dreck zu ziehen. Dabei ist es mir egal, ob das alles qualitativ richtig recherchiert ist. Man kann auch qualitativen hochwertigen Journalismus machen und trotzdem nicht so ausfallend berichten.

Ich werde diese Zeitung auch in Zukunft meiden und nachdem ich jetzt doch mal drin gelesen habe, hat sich diese Meinung nur verfestigt.

 

Quellen:

http://www.welt.de/politik/deutschland/article106737780/Schlechtes-Gewissen-Kai-Diekmann-sagt-Nein.html

http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/video/1670186/60-Jahre-Bild-Tagtaegliche-Polarisation#/beitrag/video/1670186/60-Jahre-Bild-Tagtaegliche-Polarisation

Bildzeitung vom 23./24. 6. 2012

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5 Gedanken zu „60 Jahre Bild

  1. Ich fand diese „FreiBILD für alle“-Aktion ehrlich gesagt ziemlich dreist. Mittlerweile sollte jeder in Deutschland wissen was die Bild ist, was man von ihr zu erwarten hat (Sehr schön, Diekmanns Aussage mit den Grenzen des guten Geschmacks) und was eben nicht. Die meisten Menschen in Deutschland werden schon wissen warum sie die Bild bisher gemieden haben. Dass Bild an diesem Tag einfach jedem Haushalt eine Ausgabe „aufzwang“, der nicht rechtzeitig eine Unterlassungserklärung eingereicht hatte, grenzt schon fast an Nötigung. Leider muss man davon ausgehen, dass die Aktion sich für die Bild gelohnt hat, in Zeiten ständig fallender Auflagenzahlen drängt man sich mit einer einem solchen Paukenschlag zumindest wieder ins Bewusstsein der Unentschlossenen.
    Meine Ausgabe landete jedenfalls sofort im Altpapier.

  2. Ja Bild ist wirklich nicht die informativste Zeitung, dessen sind wir uns alle einig. Aber sie hat Macht. Unsere Kanzlerin Angela Merkel ist sich dessen auf jeden Fall bewußt. In einer Ihrer Biographien steht, dass sie einen sehr guten Drat zum Chefredaktuer hat. Das in gemeinsamen Konferenzen mit den wichtigsten Zeitungen sie vor allem mit Herrn Diekmann viele Späße macht und ihre sonst unnahbare und kühle Art ablegt. Taktisch doch sehr klug…

  3. Ich bin kein Bildleser, bin aber der Meinung sie gehört einfach zum Zeitungsmarkt dazu. Sie hat sich ja nicht umsonst so lange gehalten. Was wäre denn wenn die Bild auf einmal seriöse Berichterstattung bieten würde und nicht mehr polarisiert? Ziemlich langweilig. Zur Erheiterung ist sie manchmal ziemlich nützlich.
    Jeder weiß wie sehr die BILD mit Absicht polarisiert und Stimmung macht, jedoch ist für mich bedenklich wie viel Einfluss sie trotzdem hat.

  4. Ich finde es auch ziemlich dreist, dass die BILD Zeitung in jeden Haushalt geliefert wurde. Immerhin sollte jeder selbst entscheiden, welche Zeitung er bekommt. Aber für die BILD war es ja wieder positiv mal wieder in den Medien zu sein, denn es gab ja wieder viele Diskussionen über das Thema..

  5. Ich finde mit Dreistigkeit hat diese Aktion nichts zu tun. Wie viele unnötigen Werbeblätter finden wir täglich in unserem Briefkasten?! Haben wir wirklich all diese Post bestellt? Nein, viele Anzeigenblätter oder Werbeheftchen finden ganz alleine den Weg zu mir und so hat es auch die BILD getan. Die Strategie ist meiner Meinung nach eine kostpielige, aber dennoch lohnenswerte Aktion gewesen. Aufmerksamkeit braucht ein Printmedium in Zeiten der starken Konkurrenz. Und als Dankeschön für die Treue der nun offensichtliche hohen BILD-Anhänger hat das Medium mit Sicherheit an Bonuspunkten gewonnen. Das Werbeheftchen von „Kondoz“ für Heizungen schmeiße ich weg, die Bild überfliege ich (auch als NICHT-BILD-BEFÜRWöRTER)!

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