Politainment – Inszenierung von Politik

Was ist eigentlich unter dem Begriff „Politainment“ zu verstehen?…ganz einfach: Es verbindet Politik und Entertainment zu einem neuen, eigenständigen Wort, das gerade in der heutigen Mediengesellschaft sehr viel Aussagekraft besitzt. Denn ist es nicht so, dass die Politiker heute vielmehr Theater spielen und sich in Szene setzen als wirklich Politik zu machen? Beobachten lässt sich das ja nicht nur in Talkshows. Egal ob im Fernsehen, auf Plakaten, Pressefotos oder im Internet, Politiker haben durch die Medien genug Chancen, sich und ihre Partei in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Dabei kommt es vor allem darauf an, die Bevölkerung zu mobilisieren und Wählerstimmen für den nächsten Wahlkampf zu erlangen.
Laut Politikwissenschafter Thomas Meyer hat sich im Laufe der Zeit ein folgenreicher Rollenwechsel vollzogen: „Während nämlich in der pluralistischen Parteiendemokratie die Medien die Politik beobachten sollten, damit sich die Staatsbürger eine eigene Meinung von ihr bilden können, beobachten in der Mediendemokratie die politischen Akteure das Mediensystem, um von ihm zu lernen, wie man sich medienwirksam in Szene setzt und dadurch die Kontrolle über die Öffentlichkeit gewinnt.“ Politainment bezeichnet demnach eine zentrale Strategie politischen Handelns, die Verschmelzung von Politik und Unterhaltung, um sich geschickt in Szene zu setzen. Bei politischen Auftritten im TV oder im Internet handelt es sich quasi nur noch um „Showveranstaltungen“ bei denen der Zuschauer nicht mehr in der Lage zu sein scheint, zu erkennen, was gespielt ist und was nicht. Meyer bezeichnet dieses Phänomen als „Placebo-Politik“ bei der die politische Handlung inszeniert wird und die Wahrheit der Probleme oftmals unbekannt bleibt.
Es kommt bei der Präsentation in den Medien also immer mehr auf die darstellerischen Fähigkeiten an, die keineswegs im Zusammenhang mit politischer Leistung stehen müssen. Sympathie und Glaubwürdigkeit sollen durch ein geschickt inszeniertes Bild erzeugt werden; das Augenmerk wird speziell auf die Schauspieler-Qualitäten der einzelnen Personen gesetzt und nicht mehr auf die eigentlichen Inhalte. Politik im eigentlichen Sinne gerät in den Hintergrund, was bleibt, sind Resultate massenmedialer Inszenierung, die kaum mehr zu durchschauen sind.
Aber ist das wirklich so? Sind wir in der heutigen Mediendemokratie nicht mehr in der Lage, das Verhalten der Politiker zu durchschauen und hinter die Facetten zu blicken? Denn eigentlich gibt es ja immer zwei Seiten einer Medaille…oder?

Quelle: Knopoka, Melita (2011): Die Inszenierung von Politik. In: suite101.de. URL: http://suite101.de/article/die-inszenierung-von-politik-a105984 (Stand: 19.06.2012)

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