„Bild der Frau“, „Frau mit Herz“, „Frau ohne Herz“, „die aktuelle“, „7 Tage“ – wer wissen will, was in der Welt der Promis, der Schönen (und oft Reichen) gerade abgeht, der wird sie kennen, die Zeitschriften mit dem großen Klatsch-Content. Ihre Daseinsberechtigung ziehen sie nicht unbedingt aus dem beiliegenden TV-Programm, sondern vielmehr aus der Enthüllung von skandalösen Vorfällen in europäischen Königshäusern, von denen sonst nie jemand etwas mitbekommen hätte. Und eigentlich auch niemand mitbekommen muss.
Der Autor Stefan Niggemeier führt auf seinem Blog eindrucksvoll vor, was hinter den oftmals so reißerischen Titelschlagzeilen dieser Klatschzeitschriften steckt – nichts als heiße Luft. Mit aufgeblasenen Titeln werben die Blätter am Zeitschriftenstand um Leserinnen, versprechen ihnen den skandalösesten Skandal aller Skandale und tun am Ende doch nichts anderes, als die Käufer in die Irre zu führen.
Niggemeier erklärt das System der Klatschblätter am Beispiel der „aktuellen“ vom 28. April:
»Oh nein! Samuel Koch: Dramatischer Sturz aus dem Rollstuhl!« bedeutet, dass Koch in seiner gerade erschienenen Autobiographie unter anderem auch beschreibt, wie er einmal aus seinem Rollstuhl gefallen ist.
Und »Also doch! Nicolas Sarkozy & Carla Bruni: Steht ihre Ehe vor dem Aus« hat den faktischen Hintergrund, dass Sarkozy die erste Runde der Präsidentschaftswahlen verloren hat und die »aktuelle« sich nicht vorstellen kann, dass die Bruni mit einem Verlierer zusammen sein will.
Dieses Vorgehen ist nicht nur aus medienethischer Sicht ziemlich perfide, es birgt auch interessante Fragen zum Umgang der Medien mit Sprache. Die Sprache ist ein zentrales Element aller Medien, ohne sie sind Medien undenkbar. Gerade Journalisten sollten sich darüber im Klaren sein, was sie mit Worten bewegen können und wie viel Macht tatsächlich hinter einem Text, einer Schlagzeile steckt. Sie sollten Sprache nicht nur als reines Werkzeug einsetzen, sondern auch als ihr wichtigstes Gut betrachten, mit dem sie Öffentlichkeit herstellen und lenken können.
Besagte Klatschblätter wissen natürlich ganz genau, was sie tun, wenn sie wieder einmal aus einer Mücke einen Elefanten machen: Sie wollen verkaufen, sie müssen es sogar. Je reißerischer der Titel, je aufregender und vielversprechender die Schlagzeile, desto besser der Absatz. Aber sie übersehen dabei, welchen Effekt sie damit auf Dauer bei ihren Lesern auslösen könnten: Den Verlust ihrer journalistischen Glaubwürdigkeit.
Dem Großteil der Käufer dürfte es vielleicht nicht auffallen, dass sich der im Titel angekündigte „Skandal“ um Nicolas Sarkozy im Heft plötzlich in nichts auflöst. Dazu verpacken die „Journalisten“ der Klatschblätter ihre Storys zu professionell. Doch irgendwann bleibt bei dem einen oder anderen vielleicht doch mal der Gedanke hängen, dass an den Titelstorys irgendwie nie wirklich was dran ist.
Ob sich die Macher von „Frau mit Herz“ & Co darüber Gedanken machen, darf angesichts der konsequent durchgehaltenen Täuschung ihrer Kunden eher bezweifelt werden. In Verlagskreisen regiert die Kurzsichtigkeit mit eiserner Hand, wie es scheint. Was bleibt, ist ein bitterer Beigeschmack bei jeder „Schlagzeile“. Und die Frage, wo echter Journalismus aufhört. Manche Redaktionen, so scheint es, haben die Grenze längst überschritten.
Und es nicht bemerkt.