In den letzten Jahren hat die Hörfunknutzung abgenommen. Die ARD/ZDF Langzeitstudie zur Massenkommunikation von 2010 hat ergeben, dass die Radionutzung von 2005 bis 2010 von 84 % auf 79 % gesunken ist und das Radio eher als Begleitmedium während produktiven Tätigkeiten genutzt wird. (1)
Seit 2011 jedoch gibt es in Deutschland Digitalradio, das als „Radio der Zukunft“ bezeichnet wird. (2) Welche Auswirkungen das digitale Radio auf die Radionutzung haben wird, wird sich vermutlich in den nächsten Jahren herausstellen, doch es wird bereits jetzt als ein sehr vorteilhaftes und interessantes Medium beschrieben.
„Digitalradio steht für die Verbindung des Hörfunks mit programmbegleitenden Texten, Bildern und Daten sowie der Möglichkeit (…), interaktiv auf das laufende Programm zuzugreifen.“ Somit wird das Radio vielfältiger, weil mehr – zum Teil nur digital angebotene Programme – zur Verfügung stehen, und praktischer, da es überall, sowohl zu Hause als auch unterwegs, genutzt werden kann. (3) Auch die Interaktivität erscheint interessant, da der Radiohörer vom passiven Konsumenten zum aktiven Nutzer wird und sich ein personalisiertes Radioprogramm zusammenstellen kann.
Doch kann man unter diesen Bedingungen eigentlich noch von „Radio“ sprechen? Radio wird oft als „blindes Medium“ bezeichnet, da sich das „klassische“ Radio nur auf das Hören beschränkt. Beim Digitalradio dagegen gibt es mehrere Visualisierungsmöglichkeiten, da es ein Display hat und, wie oben beschrieben, der Hörfunk mit Texten und Bildern verbunden wird. Auch die Interaktivität des Digitalradios entspricht nicht der klassischen Definition des Radios, wie man es vom Formatradio kennt: Beim Formatradio geht es darum, dass die Hörer den Radiosender sofort erkennen, da er in Bezug auf die Programmstruktur oder die Musikrichtung ein festgelegtes Format hat, das immer gleich ist. (4) Die Interaktivität des Digitalradios jedoch führt dazu, dass jeder über ein personalisiertes Radioprogramm verfügen kann.
Doch obwohl sich mit dem digitalen Radio die Charakteristika des Radios etwas verändern, sollte nicht vergessen werden, dass es die bisherigen Funktionen des Radios immer noch erfüllt: auch das Digitalradio dient der Information und der Unterhaltung der Zuhörer. Ob sich das Digitalradio positiv auf die Radionutzung auswirkt oder ob seine Wirkung eher gering ist, ob es tatsächlich das „Radio der Zukunft“ ist, wird sich in nächster Zeit herausstellen.
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Literatur:
(1) Ridder, Christa-Maria/Turecek, Irina (2011): Medienzeitbudgets und Tagesablaufverhalten; in: Media Perspektiven, 12/2011, S. 574 u. 576.
(2) Digitalradio Deutschland GmbH, Baden-Baden. URL: http://digitalradio.de/index.php/de/ (Stand vom 06.05.2012).
(3) Digitalradio Deutschland GmbH, Baden-Baden. URL: http://digitalradio.de/index.php/de/ihr-radio-wird-digital#content (Stand vom 06.05.2012).
(4) Mediamanual vom Bildungsministerium für Unterricht, Kunst und Kultur (BMUKK), 2012, Wien. URL: http://www.mediamanual.at/mediamanual/leitfaden/radio/formatradio.php (Stand vom 06.05.2012).