„The Avengers“ ist einer dieser Filme, bei dem ich garnicht erst versuchen brauchte unvoreingenommen ins Kino zu gehen. Zu lange hat man mittlerweile darauf gewartet, sich gefreut und natürlich eine himmelhohe Erwartungshaltung angestaut, was per se ja etwas nicht allzu Gutes ist, birgt es doch die Gefahr einer unsanften Bruchlandung auf dem Boden der Hollywood-Realität.
Doch nun ist er endlich da, DIE bis dato potentiell ultimative Comicverfilmung und es fällt mir nach der gestrigen Sichtung dieses Superdupermega-Blockbuster schwer diesen nun zu rekapitulieren ohne die momentan überstrapazierteste Phrase des deutschsprachigen Internets (aus der Feder der Deichkinder) dazu noch einmal heranzuziehen. Deshalb hier die etwas längere Version:
Das Grundkonzept sollte ja mittlerweile bekannt sein: Vier Superhelden, die von Marvel in den letzten Jahren bereits jeweils einen (bzw. zwei für Iron Man) eigenen Film spendiert bekamen, formen zusammen mit zwei… na ja… überaus talentierten Superagenten ein Team um – Überraschung – die Welt vor der Vernichtung zu bewahren, welche hier durch einen narzisstischen Gottespross und seine ausgeliehene Armee, bestehend aus einigen Whateveraliens und einer handvoll fliegender Transformerwale repräsentiert wird.
Das hat natürlich den Anspruch eher Auge (und Fanherz) als Hirn zu schmeicheln und deshalb kommen die Avengers auch standesgemäß in 3D daher – was im Gegensatz zu manch anderem Superdupermega-Blockbuster der letzten Jahre (Pirates 4) nicht in einem Debakel endet. Ganz im Gegenteil.
-SPOILER-
Die Story setzt dort ein wo „Captain America“ endete, nämlich kurz nach dessen Erweckung aus der selbstverschuldeten Kältestarre. Dabei wird auch der Handlungsstrang um den Allspark äh Tesserakt wieder aufgegriffen, was zumindest mir einige Problemchen bereitete, denn gerade diesen Film des „Marvel Cinematic Universe“ hatte ich – als gefühlt Schwächsten der Reihe – nicht mehr so wirklich präsent.
Jedenfalls erscheint durch die Kraft dieses Tesserakt Thors Stiefbruder und Nemesis Loki (Tom Hiddleston) erneut auf der Erde (bzw. mitten im HQ von S.H.I.E.L.D), macht zunächst mal ziemlich viel kaputt und nimmt bei seiner Flucht das Super-Artefakt sowie den gehirngewaschenen Meisterschützen Hawkeye (Jeremy Renner) gleich mit, weshalb sich der einäugige Director Fury (Samuel L. Jackson) mit Hilfe seiner Superagenten-Kollegin Black Widow (Scarlett Johansson) gezwungen sieht „ein Team aus besonderen Leuten“ zusammenzustellen um den Zauberwürfel zurückzuholen, weil ja sonst die Erde vernichtet wird usw.
Nach und nach werden also Tony Stark/Iron Man (Robert Downey Jr.), Steve Rogers/Cpt. America (Chris Evans) und Dr. Bruce Banner/Hulk (Marc Ruffalo) zur Party eingeladen und schließlich bequemt sich sogar Thor (Chris Hemsworth) noch einmal aus Asgard herab, um den egozentrischen Halbbruder zur Räson zu rufen.
Da jeder dieser Allstars bislang als Einzelkämpfer für das Gute stritt, fällt es der Gruppe trotz ultraepischem Flugzeugträger-Flugzeug als HQ nicht gerade leicht zueinander zu finden, was in einigen wirklich witzigen (solange Tony Stark involviert is) Wortgefechten und schließlich dem unvermeidlichen Crash des ultraepischen Flugzeugträger-Flugzeugs unter freundlicher Beihilfe des grünen Wutklotzes mündet.
Dank dieser erfolgreichen Teambuilding-Maßname stimmt ab jetzt glücklicherweise die Chemie in der Mannschaft, gerade rechtzeitig für eine Endscheidungsschlacht bei der Optimus Prime rostig vor Neid werden würde. Also: Dimensionsportal auf, Alienarmee her, Fight! Und was hier optisch geboten wird, sucht bisher in Hollywood seinesgleichen. Aliens gegen Menschen, Avengers gegen Aliens, Thor gegen Loki, Hulk gegen alle. Nur die fiktive amerikanische Regierung erweist sich mal wieder als Spielverderber und geht das Problemchen mit dem Dimensionsloch über Manhattan auf die New-Kids-Art an: Atombombe drauf. Klappt natürlich nicht so richtig nach Plan, beschert uns aber einen tollen Independence-Day-Gedächtnismoment, bevor der Showdown endet und in den Epilog übergeht.
Meine Herren, was war das denn?
-SPOILER ENDE-
Mission erfolgreich, Erwartungen erfüllt. „The Avengers“ ist tatsächlich der Film, auf den alle gehofft haben und noch mehr. Denn der Superhelden-Clash ist nicht nur eine Materialschlacht sondergleichen, sondern auch über weite Strecken wirklich witzig (was v.a. auf Downey Jrs. Konto geht) und zuweilen sogar ein bisschen melancholisch.
Josh Wendon hat das Kunststück geschafft alle Superhelden unter einen Hut zu bringen, das beste aus ihren Solo-Auftritten zu destillieren und zu einer explosiven Mischung zu formen.
Dabei kommt kein Team-Mitglied zu kurz, die nur auf dem Papier langen 142 Minuten werden genutzt um jedem Avenger genug Screentime einzuräumen, um sich selbst in den Gesamtplot einzufügen und das beträchtliche versammelte Schauspielpotential auszuspielen. Dabei überzeugen insbesondere Downey Jr. (erneut) und Marc Ruffalo, der seinen Hulk-Vorgänger Edward Norton – bekanntermaßen ja ebenfalls ein exzellenter Schauspieler – überdeutlich auf die Plätze verweist. Scarlett Johansson agiert gewohnt gut, doch hätte ich mir eine nähere Beleuchtung ihrer Figut Black Widow gewünscht, da dieser ja bisher nur einen Kurzauftritt in Iron Man 2 zugestanden wurde. Die andere Dame am Set, Cobie Smulders als Agent Hill, ist hier (ebenso wie die unzähligen „Is das nicht Robin aus HIMYM?“-Murmler im Kinosaal) schlicht überflüssig. Samuel L. Jackson gewinnt in seiner Rolle als Nick Fury nicht gerade viele neue Sympathiepunkte, aber das muss der Mann seit Pulp Fiction auch nicht mehr.
Lediglich bei Tom Hiddleston als Loki bin ich mir ein bisschen uneinig. Zwar hat der Mann zu ein wirklich herrlich-diabolisches Grinsen drauf und agiert auch sonst in seiner Rolle wirklich hervorragend. Loki hat als Thors Gegenspieler wunderbar funktioniert, aber als Hauptgegner der ganzen Gruppe ist er (selbst mit seiner merkwürdigen Alienarmee) schlicht nicht mächtig genug, es geht keine wirkliche physische Bedrohung von ihm aus, nachdem ihm erstmal sein Psycho-Szepter fehlt, was in seinem finalen „Kampf“ mit dem Hulk so eindrucksvoll wie unrühmlich illustriert wird. Trotzdem oder gerade deshalb einer der witzigsten Momente des ganzen Films.
Ach ja, Jeremy Renner als Hawkeye war auch irgendwie dabei.
Ein Wort noch zur Technik: Dies war der zweite Film nach „Avatar“, bei dem ich nicht das Gefühl hatte, unnötig für 3D bezahlt zu haben. Die Effekte sind wirklich beispiellos, nie wurde jemand ästhetischer vom Hulk verprügelt und nie gab es außerhalb eines Fußballstadions eine hübschere Zeitlupe als den hammerschwingenden Thor. Me gusta.
Zu guter Letzt bleibt zu sagen: Guter Film, gute Schauspieler, witzig, spritzig, mit viel Action und Bummbumm, drei Dimensionen, Menschen, Tiere, Emotionen, leider g…