Jedes Jahr kurz vor Silvester passiert das gleiche. Meistens, wenn man in der Programmvorschau auf der Suche nach den ungefähr 82629325 „Dinner for one“ – Ausstrahlungen ist, von denen man auf der Party natürlich wieder unbedingt eine sehen muss, as usual, um schließlich im Laufe der Feierei trotzdem jede einzelne zu verpassen. Oder es passiert, weil man plötzlich so viel Zeit hat und beschließt, etwas zu lesen zu kaufen. Man schaut über die vielen Cover der Zeitschriften und stellt fest: Alles ist voller Jahresrückblicke.
Es kommt einem so vor, als würde wirklich jede einzelne Zeitschrift, jedes Fernsehprogramm so einen Rückblick zeigen. Man wird regelrecht verfolgt damit. Bisher konnte ich erfolgreich vermeiden, auch nur einen solcher Rückblicke zu lesen oder im Fernsehen zu verfolgen. Aber wozu gibt es sie überhaupt? Hat nicht langsam auch der letzte mitbekommen, welche die wichtigsten Ereignisse gewesen sind?
Vielleicht ist es also eine art Absicherung. Damit man sich auch vergewissern kann, dass man auf dem neusten Stand ist. Schließlich erträgt kaum ein Mensch den Gedanken, etwas verpasst zu haben. So besteht zumindest das Gefühl, wir wüssten jetzt alle dasselbe. Also eine schöne Illusion, um getrost ins neue Jahr zu feiern. Oder so ein Rückblick dient dazu, mit dem geschehenen abzuschließen. Das neue Jahr bedeutet für viele Menschen auch einen kleinen Neuanfang. Wenn man alles noch einmal Revue passieren lässt, kann man sozusagen ballastfrei von vorne Anfangen…
Das klingt ja alles schon beinahe esoterisch. Neuanfang? Ballastfrei? Nüchtern betrachtet ist es lediglich einen Tag später. Aber auch wenn wir es nicht zugeben wollen, haben die meisten von uns an Silvester doch mehr oder weniger genau dieses Gefühl. Woher kämen sonst so plötzlich die guten Vorsätze?
Vielleicht gibt es den Jahresrückblick auch, damit die Mitarbeiter und Redakteure des Fernsehens und der Zeitschriften sich etwas erholen können. Meistens passiert um die Jahreswende ja nichtmehr allzu viel, also kann man sich etwas Arbeit sparen und einfach das zusammenfassen, was schon passiert ist. Böse Zungen behaupten auch, das sei Alles nur für die Quote!
Auch wenn es sicher hauptsächlich um Quoten geht, spielen wohl alle diese Gründe auch ein bisschen mit hinein. Im Jahresrückblick besteht außerdem die Möglichkeit, vielen Menschen noch einmal eine Ehre zu erweisen, oder Ereignissen zu gedenken. Ich bin sicher nicht der einzige, der es unvorstellbar fände, beispielsweise Loriot nicht noch einmal zu erwähnen. Man kommt scheinbar nicht drumherum, um diese Jahresrückblicke. Und irgendwie sind sie mittlerweile schon ein fester Teil der Weihnachts- beziehungsweise Neujahrszeit. Ich habe mir jedenfalls vorgenommen, nächstese Jahr mindestens eine dieser Rückblicke zu lesen oder anzuschauen. Bleibt die Frage, ob das nun ein guter oder schlechter Vorsatz ist.
Der ewig weiderkehrende Jahresrückblick, tatsächlich ein Ereignis dem man sich kaum entziehen kann, denn genau wie s2limoer oben schön beschrieben hat wird er einfach überall thematisiert.
Mir ist zu diesem Punkt auch etwas aufgefallen und zwar das zu Weihnachten und Silvester immer wieder die gleichen Filme im Fernsehen laufen. Von „Kevin allein zu Haus“ bis zu „I.T. Der Außerirdische“ und natürlich an Silvester „Dinner for one“, tauchen so einige Filme immer wieder auf (vor allem zu diesem Jahreszeitpunkt). Auch hierbei stellt sich die Frage: warum? Wollen wir zu Weihnachten und Silvester immer das Gleiche sehen, genauso wie wir einen Jahresrückblick haben wollen, um das Gefühl zu haben, alles wichtige zu wissen, oder weil diese immer wiederkehrenden Filme o.ä. einfach so beliebt sind?
Ich denke es gibt viele Anstäze und Ideen dieses „Phänomen“ zu diskutieren. Eine Idee könnte sein, dass es vielleicht daran liegt, dass es ungewiss ist was im nächsten Jahr kommt. Es wird viel spekuliert oder man macht sich Vorsätze, doch was letztenendlich geschieht können wir noch nicht wissen. Dadurch entsteht eine gewisse Unsicherheit und um damit besser klarzukommen, bekommen wir vielleicht deshalb die alten vertrauen Filme und Jahresrückblicke über die Ereignisse die wir mehr oder weniger alle miterlebt haben immer wieder zu Gesicht. Einfach weil es uns ein Stück Sicherheit gibt und von der ungewissen Zukunft ablenkt.