„Es ist noch nicht lange her,
da war mein Leben öd und leer. (…)
doch plötzlich kam die Wende dann,
als ich in der Lotterie gewann.
Zwar nicht den Hauptgewinn, und keine Million,
doch neuen Lebenssinn, ein Funktelefon.
Oh Handy, seit du bei mir bist, fühl‘ ich mich wichtig,
denn die Leute beachten mich, Handy, (…)“ [1]
Frei nach Peter Lustig: klingt komisch, is‘ aber so. Neue Medien haben unser Verhalten zum Teil grundlegend verändert. Das Handy ist ein passendes Beispiel. Während früher kantige, schwere Kästchen mit dicken Antennenstäben als die Sensation galten, bekommt die heutige „Handy-Generation“ bei dieser Vorstellung nur große Augen. Schließlich bekommt man Handys inzwischen in Größen, denen diese Bezeichnung nicht mehr gerecht wird. Man sollte darüber nachdenken, den Neologismus „die Kleine“ (äquivalent zu „die Größe“) einzuführen.
„(…) Ich hab ein neues Handy, das ist so unglaublich klein,
es passt in vollem Umfang in ein Schnapsglas rein.
Wenn das Schnapsglas voll ist, stört das mein Handy nicht,
denn mein neues Handy ist völlig wasserdicht. (…)“ [2]
Doch mal ganz abgesehen davon, wie sich das äußere Design der Mobiltelefone im Laufe der Jahre verändert hat, erweiterte sich vor allem das Angebot – quasi die „inneren Werte“.
„(…) Mein neues Handy macht mein Leben zu ’nem Kinderspiel.
Durch dieses Handy ist für mich der Weg allein das Ziel.
Mein neues Handy macht mich zu ’nem völlig neuen Mann,
und es gibt nix, was mein Handy noch nicht kann.
(…) Flexibel ist mein Handy, und sparsam ist es auch:
Es kontrolliert im ganzen Haus den Gas- und Stromverbrauch.
Ich setz mein neues Handy auch als Fernbedienung ein.
Die Waschmaschine startet es inzwischen ganz allein.
Mein neues Handy lernt sehr schnell. Ich glaube fest daran,
dass es nach ’nem Software-Update Hemden bügeln kann. (…)“ [2]
Auch wenn die Innovation noch (?) nicht derartig weit ist, hat man es dennoch zu manch einer Funktion (inzwischen auch „App“) gebracht, die erstaunlich bis nützlich ist (u.a. „Tagesschau-App“, „Navigations-App“). Auf der anderen Seite wiederum, gibt es Dinge, die man doch eigentlich überhaupt nicht braucht, wie z.B. die Simulation eines Bierglases, das an „elektronischem Inhalt“ verliert, wenn man das Handy entsprechend neigt. Oder auch eine App, die das Geräusch eines elektrischen Rasierers imitiert, das sich bei Berührung im Klang anpasst. Die Meinungen zur Nützlichkeit bzw. Notwendigkeit dessen gehen selbstverständlich weit auseinander. Es ist letzten Endes eben eine Frage der Perspektive, Geschmackssache.
„ (…) Ich hab ein neues Handy, das rundherum besticht.
Nur telefonieren kann man damit leider nicht. (…)“ [2]
Doch dass wir (fast) alle einen Nutzen aus unseren Handys schlagen, ist nicht von der Hand zu weisen. Der ursprüngliche Grundgedanke lag einst darin, unterwegs telefonieren zu können. Doch schon die SMS geht über dieses Prinzip hinaus und ist doch eine praktische Alternative. Somit erweiterte sich das Angebot des Mobiltelefons von der synchronen Kommunikation des Telefonierens auf die asynchrone des Nachrichten-Schreibens aus. Ich selbst gehöre zu der Gruppe Menschen, die sich weitestgehend auf diese Dienste beschränken, zusätzlich fungiert mein Handy jedoch auch als Wecker. Durch die ausgesetzte Notwendigkeit der Anschaffung eines separaten Weckers (ob Nostalgiegerät oder Radiowecker) erlebe ich damit auch noch unschlagbare Vorteile: weniger Kosten (Anschaffung), weniger Kosten (Strom), weniger Kosten (ggf. Batteriebetrieb) und zusätzlich Energieersparnis. Ergo fühlte ich mich im Vorteil.
Dachte ich.
„ (…) Ja, du bist ein echter Hit.
Ich nehm‘ dich überall hin mit:
In die Straßenbahn, ins Schwimmbad, ins Kino,
auch zum Fahrradfahr’n, ins Bett sowieso, (…)“ [1]
Bis ich kürzlich auf der Zugreise aus der Heimat nach Trier feststellen musste, mein Handy zu Hause liegen gelassen zu haben. Aufgrund der Tatsache, dass ich die Verwandtschaft binnen weniger Tage wiedersehen sollte, störte mich dieser Umstand wenig – bis ich mich an mein Handy als Wecker erinnerte. Da begann die Katastrophe: Fernseher und Stereoanlage sind – aufgrund zu hohen Alters – in diesem Dienst nicht funktionsfähig, auf einen separaten Wecker hatte ich ja verzichtet und Tageslicht bringt leider auch nichts. Mal ganz davon abgesehen, dass meine Veranstaltungen am nächsten Morgen um acht Uhr beginnen sollten – im Dezember ist man um diese Uhrzeit mit Tageslicht spärlich gesegnet, wenn überhaupt. Einzige Möglichkeit, gar nicht erst schlafen gehen? Verworfen wegen zu großer Gefahr, den Schlaf im Seminarraum nachzuholen.
Die Rettung nahte in der Verkörperung einer unersetzlichen Freundin: sie leihte mir kurzerhand ihr Handy. Eine gewisse Situationskomik und Ironie der Hilfestellung sind durchaus vorhanden…
Mein Fazit: es hat mich zutiefst erschrocken, wie situationsbedingt abhängig ich von meinem Handy war, obwohl ich mich nahezu ausschließlich auf die ureigenen Grundfunktionen dieses Gerätes beschränke. An der Lage geändert hat sich allerdings nichts: Morgen für Morgen bimmelt mich das kleine Telefon aus dem Schlaf, erinnert mich nur ab sofort regelmäßig daran, dass es Macht über mich zu haben scheint. Keine Herrschaft, aber Macht – schlimm genug.
„ (…) ohne dieses Handy wär
mein Alltag ziemlich leer.
Ich glaube sogar, dass mein ganzes Leben sehr schwer wär. (…)“ [2]
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Quellen:
[1] Wise Guys: Oh Handy. Von: Manilow, Barry (1971): Brandy. URL: http://www.wiseguys.de/songtexte/details/oh_handy/ , [12. Dezember 2011].
[2] Wise Guys (2010): Mein neues Handy. URL: http://www.wiseguys.de/songtexte/details/mein_neues_handy/, [12. Dezember 2011].
oh ja, das Handy ist unser ständiger Begleiter und nicht mehr wegzudenken. Ohne Handy fühlt man sich „leer“, ja sogar hilflos. Heute haben wir noch im Seminar ein Referat über „Mediatisierung“ gehört, was als Fallbeispiel genau diesen Prozess vom „einfachen Mobiltelefon“ zum „Superfunktionsapparat“ beschreibt. Das Aufkommen neuer Medien führt also zu einer Änderung des Alltagverhaltens und der gesellschaflichen Kommunikation. Wo man früher noch telefoniert hat, schreibt man heute schnell eine sms. Geht einfach schneller und spart Zeit.
Ich muss (leider) zugeben, dass der Besitz meines Smartphones tatsächlich Auswirkungen auf mein Alltagsverhalten hat. Bei meinem alten Handy nutzte ich, wie du, nur die Weckerfunktion und schoss selten ein eher pixeliges Bild. Mein Handy war für mich Nebensache und wurde hauptsächlich zum Telefonieren genutzt.Zu viel mehr war es auch nicht zu gebrauchen.
Das hat sich mit dem Kauf meines Smartphones geändert. Ständig habe ich es in der Hand; ob ich im Bus die Tagesschau- App verwende oder abends während der Tagesschau Spiegelonline lese.
So bin ich zwar besser informiert als früher; eine gewisse Abhängigkeit gegenüber diesem technischen Gerät lässt sich allerdings nicht länger abstreiten.
Stimmt, genau das, also der Prozess der Mediatisierung und die Funktion des Handys als Fallbeispiel war unser Thema (ich war eine der Referenten des Referats). Leider kam, meiner Meinung nach, der Aspekt der Abhängigkeit etwas zu kurz, den s2sajako hiersehr schön und deutlich beschrieben hat.
Ich denke an dem Beispiel von s2sajako sieht man deutlich, wie sehr wir uns auf die Medien verlassen – und was passiert, wenn sie einmal nicht da sind oder nicht mehr funktionieren. Ob wir das nun wollen oder nicht, in gewisserweise sind wir doch abhängig von diesen Medien.Auch wenn wir meinen, dass wir auch mal einen Tag ohne z.B. unser „Allround-Gerät“ – dem Handy – leben können, wenn es dann dazu kommt, dass wir darauf verzichten müssen, sind wir doch relativ aufgeschmissen und ziemlich gefordert eine Lösung für das Problem zu finden.
„Bei Abschluss eines Zweijahres-Vertrags, gibt es ein Smartphone gratis dazu“.
Mit diesen Worten wurde ich vor gar nicht allzu langer Zeit bedrängt, mein gutes,altes Klapphandy mit 1,3 Megapixel-Kamera aufzugeben und das Handy der heutigen Zeit endlich auch in Besitz zu nehmen.
Ich habe abgelehnt.
Weil ich es nicht brauche.
Der nette Verkäufer hat mich sehr erstaunt angeschaut, als ich meinte, dass es mir reichen würde, daheim am PC ins Internet zu gehen und kein internetfunktionsfähiges Handy benötigen würde. Er versuchte mich noch zu überzeugen, wie lukrativ dieses Angebot sei und wieviel Geld ich sparen würde.
Doch ich lehnte ab.
Nachdem ich nun diesen Artikel gelesen habe, muss ich sagen, dass ich mich ein wenig stolz fühle und glücklich bin, dass ich die Macht über mich selbst behalten habe!
Okay, ich gebe zu, das ist überspitzt formuliert. Doch ich bin wirklich froh, nicht ständig der Versuchung oder dem Zwang ausgesetzt zu sein, online sein zu können oder müssen.