Britischer Abhörskandal – Journalismus ohne Gnade

Nach dem in der letzten Zeit immer mehr Details über die Informationsbeschaffungsmaßnahmen der „News of the World“-Mitarbeiter ans Tageslicht kamen, haben nun nach Hugh Grant auch die Schauspielerin Sienna Miller, „Harry-Potter-Mutter“ Rowling und die Eltern der 2002 ermorderten Milly Dowler vor Gericht ausgesagt.

Sienna Miller wurde nach eigenen Aussagen mehrere Jahre lang auf Schritt und Tritt von bis zu 15 Reportern verfolgt, ihr Handy, Postfach und Telefon wurden abgehört.

Vor J.K. Rowlings Haus haben die Reporter campiert und ihre 5-jährige Tochter befragt und ihr Briefe für Ihre Mutter beigesteckt.

Im Fall Milly haben die Journalisten gar alte Mailboxnachrichten des Mädchens gelöscht um Platz für neue zu schaffen. Für die Eltern des Mädchens war dies ein Lebenszeichen des Mädchens, da nun wieder Platz für neue Nachrichten da war.

Diese Beschaffungsmaßnahmen stehen in keinem Verhältnis zu dem eigentlichen Sinn von Pressearbeit. Zudem lässt sich darüber streiten, wie wichtig diese Themen für die Mitmenschen sind, da es sich hier ausschließlich um Boulevard-Nachrichten handelt.

In Deutschland steht im Pressekodex geschrieben:

[…]

Ziffer 4  –  Grenzen der Recherche
Bei der Beschaffung von personenbezogenen Daten, Nachrichten, Informationsmaterial und Bildern dürfen keine unlauteren Methoden angewandt werden.

[…]

Ziffer 8  –  Persönlichkeitsrechte
Die Presse achtet das Privatleben und die Intimsphäre des Menschen. Berührt jedoch das private Verhalten öffentliche Interessen, so kann es im Einzelfall in der Presse erörtert werden. Dabei ist zu prüfen, ob durch eine Veröffentlichung Persönlichkeitsrechte Unbeteiligter verletzt werden. Die Presse achtet das Recht auf informationelle Selbstbestimmung und gewährleistet den redaktionellen Datenschutz.

 

Wie lange dauert es noch, bis diese Praktiken auch in Deutschland Einzug erhalten?

Wie wird sich der Sensations-Journalismus entwickeln?

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Quellen:

http://www.spiegel.de/panorama/leute/0,1518,799785,00.html

http://www.sueddeutsche.de/medien/prominente-zeugen-im-abhoerskandal-nun-sprechen-die-opfer-1.1195846

http://www.presserat.info/inhalt/der-pressekodex/pressekodex.htm

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2 Gedanken zu „Britischer Abhörskandal – Journalismus ohne Gnade

  1. Es ist doch schrecklich was die Prominenten über sich ergehen lassen müssen. In den USA haben die Paparazzis auch jeden Sinn für Respekt vor Privatsphäre verloren. Menschen mit einem hohen Bekanntheitsgrad stehen deswegen oft unter enormen Druck und ich glaube das würde auch jedem von uns so ergehen, wenn wir sobald wir das Haus verlassen wissen, dass wir unter Beobachtung stehen (können). Die Fotografen hoffen ja auch immer ein Foto schießen zu können auf dem die Prominenten unvorteilhaft aussehen, oder sie warten darauf den Medienstar in einer persönlichen Situation beobachten und diese dann festhalten zu können.
    Ich denke, dass die Hemmschwellen noch weiter sinken werden und die Journalisten noch unverschämter werden und das zu Ungunsten der Prominenten.

  2. Auch bei anderen Journalisten in England war selbst nach diesem Skandal noch keine Kritik an den umstrittenen Methoden festzustellen. In einem Interview sagte ein ehemaliger Mitarbeiter der „News of the World“, dass die Abhörung ein gerne genutztes Mittel war, da durch den passiven Eingriff niemand zu schaden käme.
    Als man ihn zu seiner Position gegenüber den gelöschten Mailboxnachrichten der Familie Dowler fragte, verweigerte er eine Aussage.
    Villeicht sollte man auch ihn abhören um authentische Infos zu erhalten!

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