Nur wenige Zeit, nachdem ich in einem Kommentar die Frage stellte, inwieweit die Medien auf die Initiative Nachrichtenaufklärung reagierten, landete die Antwort auf meinem Bildschirm:
„14 Kraftwerke arbeiten nur für Rechenzentren“ lautet die äußerst plakative Schlagzeile auf Spiegel Online. (http://www.spiegel.de/netzwelt/tech/0,1518,466774,00.html)
Dies ist das Ergebnis einer im Auftrag des Prozessorherstellers AMD durchgeführten Studie. Offenkundig hat der Spiegel sich verantwortlich gefühlt, den vergessenen Themen einen Weg in die Öffentlickeit zu ermöglichen.
Doch was sagt der Artikel mir? Muss ich jetzt sofort mit dem Schreiben meines Posts aufhören, den Rechner ausschalten und damit wenigstens einen kleinen Beitrag zur Rettung unserer Erde leisten? Denn schließlich ist mein Computer ein Klimakiller – so die Dachzeile. Ich müsste also nur den geringen Preis des Nicht-Erhaltens eines Teilnahmescheins entrichten und könnte mich mit gutem Gewissen zurücklehnen?
Ganz so einfach ist das nicht. Was in dem Spiegelartikel unerwähnt bleibt, ist die Tatsache, dass sich viele der größten Rechenzentren der Welt mit klimarelevanten Fragen beschäftigen. Man versucht mithilfe von Simulationen, den Klimawandel zu verstehen und damit die Grundlage für einen verantwortungsvolleren Umgang mit unserer Lebensgrundlage Erde zu schaffen.
Vor diesem Hintergrund sind Dach- und Schlagzeile des Artikels absolut unpassend, einseitig und damit auch wirklichkeitsverzerrend. Es entsteht ein realitätsferner Eindruck von dem, was Rechner für die Entwicklung der Menschheit und den Schutz der Umwelt in der Lage sind zu leisten. Sicherlich dienen nicht alle Nutzen höheren Zwecken (wie etwa die in Diensten für Börsen u.ä.), aber doch ein großer Teil. Dieses Faktum zu erwähnen wäre durchaus wünschenswert.
Nun könnte man der Publikation zugute halten, dass sie den Aufruf der Studie zu einem Umdenken in der IT-Branche Gehör verleiht: weg von Kosteneinsparung bei der Anschaffung, hin zur stromsparenden Hightech-Produkten.
Mein „Aber“ hierzu: Wie wir alle wissen, lesen viele Rezipienten eines Print- oder Onlinemediums die Schlagzeile eines Artikels. Weniger sind es bereits, die sich den Vorspann zu Gemüte führen. Noch weniger lesen.. – ich spare mir den Rest.
Wie viele Leser mögen es wohl sein, die diesen Artikel tatsächlich ganz lesen und somit „herausfinden“, wie der Klimakiller Computer aufzuhalten sein könnte? Welches Bild von Funktion und Nutzen von Rechenzentren setzt sich vor der Aussage des Artikels wohl durch?
Und: Ist es nicht absurd, einen Artikel über den Klimakiller Computer in einem Onlinemedium zu publizieren?
Ich gebe zu, wenig differenziert mit dem Thema umzugehen und teilweise auch Ansätze unausgegoren und fragmentarisch stehen zu lassen – unter anderem auch, damit ich die Geduld meines Lesers nicht nicht überstrapaziere. Es hat mich einfach geärgert, mit wie viel Bildzeitungs-Potenzial der Autor des Spiegelartikels zur Tat geschritten ist.
Ich halte das ehrlich gesagt für groben Unsinn. Für Newmark ist ja auch John Locke ein Blogger, da er „seine persönliche Meinung publizierte, und (so) half, die „Glorious Revolution“ zu schaffen“. Dann wäre ja jeder Kommentar, jede Meinnung, jeder Aufruf in jedem Medium ein Blog und folglich jede (im weitesten Sinne) Berichterstattung eben nicht. Es gibt ja zahlreiche bessere und schlechtere Definitionen von „Blog“ aber das Internet ist doch irgendwie immer Voraussetzung dafür. Oder nicht?
..“dass sich viele der größten Rechenzentren der Welt mit klimarelevanten Fragen beschäftigen“ halte ich für den Stromverbrauch aller Server der Erde für relativ egal. Ich will gar nicht bestreiten, dass sich große Rechenzentren mit Simulation befassen, die irgendwie der Klimaforschung zu Gute kommen (obwohl ich deine Aussage für Spekulation halte), trotzdem werden diese den Serverpark von Google im Energieverbrauch kaum überbieten können. Mittlerweile hat jeder Baumarkt mit Intranet einen eigenen Server! Ich wage mal die These, dass ein sehr, ach was, verschwindend geringer Teil der weltweiten Server mittelbar für Klimaforschung verwendet wird, die übermäßige Anzahl dient kommerziellen Interessen. Deshalb macht es auch Sinn, das Argument der „total cost of ownership“ einzubringen. Denn ein Umdenken bei den „IT Verantwortlichen“ wird man nur über das Kostenbewusstsein der Unternehmen schaffen. Übrigens halte ich es keineswegs für absurd, den Artikel in einem Online-Medium zu veröffentlichen, ansonsten wären Bücher über Waldsterben, Radionachrichten über Strahlenbelastung und Fernsehsendungen über die Leere der Bilder (in Ermangelung eines besseren Beispiels) genauso sinnlos.
Wer sich wirklich informieren will: für nur 5 Euro konnte man „Die Zeit -Wissen“ erwerben: Titel: „Klimawandel – Dieses Heft rettet die Welt“
Hier wird erklärt wie das mit dem CO2 so ist, woher es kommt, wo man es einsparen kann und wer schon mit gutem Beispiel voran geht. Wer selbst wissen will, wieveil CO2 er aussfößt kann das unter http://www.zeit-wissen.de/klimaretter nachlesen…. Und ansonsten hier noch einige ganz leichte Tipps zum Einsparen: Kilogramm Kohlendioxid pro Jahr (typische Werte):
Schon heute tun
01_ Warmwasserhahn beim Zähneputzen zudrehen: 3 kg
02_ Zähne nicht elektrisch putzen: 7 kg
03_ Nur wirklich wichtige Dokumente drucken: 7 kg
04_ Eine Energiesparlampe nutzen: 22 kg
05_ Nur so viel Teewasser kochen wie benötigt: 25 kg
06_ Nur volle Waschmaschinen anstellen: 45 kg
07_ 10 % der Jahresstrecke mit 90 statt 110 km/h fahren:55 kg
08_ Reifendruck kontrollieren und optimieren: 140 kg
09_ Wäsche an der Luft trocknen lassen: 200 kg
10_ Temperatur im Haus um ein Grad drosseln: 300 kg
Morgen erledigen
01_ Tropfende Warmwasserhähne reparieren: 20 kg
02_ Kühlschrank an einen kühlen Ort verlegen: 150 kg
03_ Wassersparenden Brausekopf einbauen: 230 kg
04_ Klimaanlage täglich vier Stunden ausschalten: 300 kg
05_ Regionale Produkte kaufen (Transport!): 300 kg
06_ Vorausschauend Auto fahren, früh schalten: 330 kg
07_ Überall Energiesparlampen eindrehen: 330 kg
08_ Türen und Fenster besser abdichten: 400 kg
09_ Wand hinter den Heizkörpern isolieren: 430 kg
10_ Einen Kurztrip streichen (hier: Köln?Mallorca) 720 kg
Für übermorgen
01_ Energiesparkühlschrank (A++) kaufen: 100 kg
02_ 1000 km im Jahr Bahn statt Auto fahren: 100 kg
03_ E-Herd gegen Gasherd austauschen: 250 kg
04_ Thermostat für Heizanlage einbauen: 430 kg
05_ Solarzellen aufs Dach montieren: 500 kg
06_ Wärmeschutzfenster einbauen: 500 kg
07_ Hauswände, Decken und Böden dämmen: 900 kg
08_ Auf einen Ökostromtarif umsteigen: 1930 kg
09_ Haus auf Niedrigenergiestandard umrüsten: 3600 kg
10_ Eine Fernreise Frankfurt?New York streichen: 4000 kg
Quellen: Institut für Energie- und Umweltforschung; http://www.mycarbonfootprint.eu; http://www.cred-uk.org; http://www.atmosfair.de
Womit man mit Sicherheit hilft, den Computer nicht unnötig über Nacht laufen lassen und vielleicht auch mal den Monitor ganz ausschalten. Kleinvieh macht auch Mist. Etwa auf 1000 kWh würde man kommen wenn man einen „stink“ normalen Rechner über ein Jahr hinweg samt Monitor durchgehend in Betrieb halten würde. Server verbrauchen da je nach Temperatur zum Teil etwas mehr. Ich glaube auch da liese sich mit Sicherheit umwelterziehungstechnisch etwas rausschlagen.